Großzügig

Christoph Winkler ist ein politischer Kopf. Seine Arbeiten bilden aktuelles Geschehen ab – ob global, gesellschaftlich oder ganz privat

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Wir treffen uns in seinem Studio in Rummelsburg. Alles ist luftig und weit, die Decken sind hoch, die Fenster gehen raus auf die Bucht, der Blick ruht auf dem Wasser. Seit vor zweieinhalb Jahren eine Mieterhöhung um das Dreifache angekündigt wurde, hat Christoph Winkler sein großes Studio aufgegeben und sich auf das benachbarte kleinere zurückgezogen. Beide Räume haben er und seine Mitstreiter selbst renoviert: Wände verputzt, neue Böden gelegt.

Für den Tanz verloren ist der große Raum dennoch nicht – nach Absprachen mit dem Berliner Senat und der Kulturraum Berlin GmbH sind beide Räume ins Arbeitsraumprogramm übergegangen und ein Choreografen-Kollege ist nebenan eingezogen. Statt die Tatsache des erzwungenen Umzugs als Verlust für die eigene künstlerische Arbeit zu erleben, sagt Winkler: «Jemand Neues kann dazu kommen.» Und dieser Satz, so schlicht und konsequent zugleich, charakterisiert die grundsätzliche Haltung des Künstlers Christoph Winkler.

Das Gesamtwerk des Berliner Choreografen trägt das Label vielseitig – zu Recht. Auseinandersetzungen mit dem klassischen Tanz, mit Krankheit und Verlust, mit Rassismus und Postkolonialismus, mit zeitgenössischer Musik und Tanzstilen ...

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Tanz Oktober 2022
Rubrik: Tanzpreis, Seite 34
von Elisabeth Nehring

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