Geheimnis des Kunstwerks

In «Scattered Memories» leitet der flämische Choreograf Wim Vandekeybus sein Publikum durch die Schwerpunkte seines Œuvres

Tanz - Logo

Wim Vandekeybus erscheint auf der Bühne und beginnt sofort zu erzählen. Von einem Gastspiel seiner noch jungen Kompanie Ultima Vez in einem ehemaligen Gefängnis. Einst war Helena, die Hauptstadt des US-Bundesstaats Montana, ein Brennpunkt des Goldrauschs. Und diese Stadt empfing Ultima Vez beim Gastspiel von «Les porteuses de mauvaises nouvelles» (1989) mit einer Außentemperatur von minus 27 Grad Celsius, zahlreichen Bars und einem seltsamen Ritual: Nach der Aufführung warfen die Zuschauer als Anerkennung ihre Hüte auf die Bühne.

Aus Vandekeybus’ gepresster Stimme dringen Enthusiasmus und jene enorme Energie, mit der er Ultima Vez ab 1987 zu ihren legendären Erfolgen geführt hat.

Mit dieser Helena-Anekdote beginnt die Uraufführung von «Scattered Memories» beim Festival «ImpulsTanz»im Wiener Volkstheater. Der Choreograf zehrt von Geschichten, dem Stoff, aus dem er seit 35 Jahren seine hochdynamischen Stücke fertigt. Nun bringt der Belgier, der den Tanz weltweit beeinflusst hat, einen Akt der Selbstvergewisserung als Rückschau auf seine Künstlerbiografie ins Spiel: keine Kollektion der spektakulärsten Momente aus seinen Arbeiten (und schon gar kein «Medley», wie in ersten Kritiken ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2022
Rubrik: Produktionen, Seite 8
von Helmut Ploebst

Weitere Beiträge
Großzügig

Wir treffen uns in seinem Studio in Rummelsburg. Alles ist luftig und weit, die Decken sind hoch, die Fenster gehen raus auf die Bucht, der Blick ruht auf dem Wasser. Seit vor zweieinhalb Jahren eine Mieterhöhung um das Dreifache angekündigt wurde, hat Christoph Winkler sein großes Studio aufgegeben und sich auf das benachbarte kleinere zurückgezogen. Beide Räume...

V. Girelli, R. Novitzky, S. Heller, L. Stiens «Creations VII – IX»

Selbsttäuschung, Rückblick, Sammelbecken der Erinnerungen: Eigentlich liefern Vittoria Girelli, Roman Novitzky, Shaked Heller und Louis Stiens in ihren Interviews genügend Stichworte, um der letzten Premiere der vergangenen Spielzeit einen ebenso programmatischen wie persönlichen Titel geben zu können. Doch Ballettintendant Tamas Detrich hält an seiner simplen...

Screening 10/22

MAYERLING
1978 feierte «Mayerling» Premiere am Royal Ballet, eine Choreografie von Kenneth MacMillan zur Musik von Franz Liszt, die den Tod von Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn, 1889 zum Thema hat. Bis heute ist der Abend ein Klassiker des Handlungsballetts, auch wenn der etwas komplizierte historische Bezug einige Konzentration erfordert. Heute kann man...