Emanuel Gat «Freedom Sonata»
Emanuel Gat hat es tatsächlich gewagt. Ein ganzes Album von Kanye West würde er vertanzen, hatte der Choreograf angekündigt, und dazu noch Beethoven mit ins Boot holen, zu einem musikalischen Pas de deux. Wobei man sich fragen durfte, welche der beiden Ideen mehr Elektrizität erzeugen würde: der Rapper allein oder dessen Begegnung mit dem 2. Satz aus der Klaviersonate Nr. 32 in c-Moll, Beethovens letzter. Gat deutet das Werk als Befreiung von den Regeln der musikalischen Form, als: «Freedom Sonata». Was das Risiko beinhaltet, dass man Gat für ähnlich bipolar hält wie Rapper West.
Was der Choreograf entschieden abbügelt: Man müsse West nur zuhören, dann werde schnell klar, dass dessen kompromittierende Zitate aus dem Kontext gerissen seien und man eine klare Weltsicht erkenne. Nun ja. Zum Glück geht es hier um musikalisches Genie, und da klopft das Album «The Life of Pablo» (2016) in einer höheren Kategorie an. Unvorhersehbar, aufwühlend, oft grandios.
So zelebriert West die Kunst der Collage, zwischen spirituell angehauchten klanglichen Sphären und Readymades aus seiner alltäglichen Tonwelt. Was an ein Gat-Stück von 2013 erinnert: «The Goldlandbergs», nach einer Toncollage von ...
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Tanz Oktober 2024
Rubrik: Kalender, Seite 34
von Thomas Hahn
Nanine Linning, Sie waren von 2001 bis 2006 nicht nur Hauschoreografin des Scapino Ballet, Sie waren auch die jüngste Künstlerin in dieser Funktion. Jetzt kehren Sie als Direktorin zurück – was in den Niederlanden immer noch nicht ganz selbstverständlich scheint, obwohl Emily Molnar seit 2022 das Nederlands Dans Theater leitet.
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