Einflussreich
Er hatte erst einen Tag zuvor Berlin verlassen, um auf seinem angestammten Bike Trail vor den Toren von San Francisco in die Pedale zu treten. Sein bester Radsport-Partner hielt seinen Kopf in den Händen, als Jess Curtis am 11. März unter den riesigen Eukalyptusbäumen im malerischen Presidio Park eine Herzattacke erlitt. Im Krankenhaus empfingen ihn seine Ex-Lebensgefährtin Rachael Dichter und deren Familienmitglieder. In ihrem Kreis ließ er langsam los und starb schließlich an Herzversagen. Er wurde 62 Jahre alt.
Erschüttert von diesem unerwarteten Tod sind seine Weggefährt*innen zusammengerückt, um sich gemeinsam in Erinnerung zu rufen, wie Jess uns alle mit seiner Physikalität, seinem Tanz und seinem Leben berührt hat. Er war ein Künstlerkollege und Choreograf, der es meisterhaft verstand, Körperbild, Stimme, Improvisation, Performance, Rollenverständnis und Aktivismus miteinander zu verbinden. Viele von uns trauern auch physisch, mit unserem Körpergedächtnis, um ihn.
Jess kam 1995 nach Berlin, wo er im DOCK 11 seinen ersten «Dojo»-Workshop unterrichtete. Dieser eklektische, kollaborative Unterrichts-Mix eroberte bald darauf ganz Europa, und immer waren Jess’ frühere und/oder ...
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Tanz Mai 2024
Rubrik: Menschen, Seite 20
von Stephanie Maher
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Tanzlabor
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