Douglas Lee «Playdead», Ivan Alboresi «Petruschka»
Nordhausen entwickelt sich zu einem kreativen Tanzzentrum von überregionaler Ausstrahlung. Seit 2016 leitet Ivan Alboresi eine zwölfköpfige, zur laufenden Spielzeit fast zur Hälfte erneuerte Kompanie und ist Motor für ein ganz im Heute wurzelndes Repertoire. Nach einer fulminanten «Carmen»-Version zu Saisonbeginn bestätigt er mit einem Zweiteiler den hohen Standard von Choreografie und Ensemble.
Als Gast für «Playdead» greift Douglas Lee nach eigener Aussage auf Erfahrungen und Sehnsüchte der Kindheit zurück, findet jedoch in der choreografischen Formung zu einer allgemeineren Aussage. Langsam hebt sich der Vorhang, gibt Beine, dann flatternde Hände der neun Tänzer frei. Schwarz sind sie gewandet, nur Hände und Gesichter leuchten im matten, bisweilen nebelverhangenen Licht. Zu minimalistischem, einmal auch träumerischem Klavier (Kompositionen von Simeon ten Holt bzw. Ezio Bosso) ruckt es marionettenhaft in den Körpern, vollziehen sich hinreißend modellierte Duette in nicht abreißender Fassung, voller Durchdringungen und bizarrer Figuren. Fahrbare, nabelhohe Wände gliedern in variantenreicher Konstellation den Raum, dienen als Versteck, lassen Körperteile auftauchen und ...
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Tanz April 2022
Rubrik: Kalender, Seite 45
von Volkmar Draeger
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