Die Rückkehr des Salons

Tanz - Logo

Nord-London, Samstagabend. Ich sitze im Café des TripSpace, ein neuer Ort für zeitgenössische Choreografie und somatische Praxis. Über mir rumpelt die S-Bahn, an der Bar gibt es neben dem obligatorischen Latte und gesund klingenden Teesorten natürlich vegane Snacks. Heute wird die Location für ein paar Stunden von Jonathan Burrows, Matteo Fargion und ihren Gästen zweckentfremdet: Neben der Bar verkleidet ein plüschig roter Samtvorhang die grob belassenen Wände, davor steht ein Biertisch.

Varieté, New Urban Bohème und Café-Atmosphäre bilden das Amalgam für die folgenden Stunden, die ich mit fünfzig weiteren Gäste erleben darf. Ein Salon allerdings für alle. Denn hier wird nicht nach dem Prinzip der Exklusivität früherer literarischer oder politischer Etablissements handverlesen, wer drin ist, sondern, ganz pragmatisch, auf first-come-first-serve-Basis entschieden. Und kein Mitglied der sogenannten höheren Adelsgesellschaft hält Hof, sondern die Künstler selbst, die mangels bespielbaren Raums in diesem Jahr schon ein Bed & Breakfast und ein Yoga-Loft für ihre Interventionen aufgesucht haben.

Burrows zeigt sich als vollendeter Salonier und Gastgeber: Ich lerne Steve ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Januar 2017
Rubrik: Warm-up, Seite 1
von Susanne Foellmer

Weitere Beiträge
Mannheim

Dieselbe Musik und doch nicht die gleiche. Die «Chaconne in g-moll» von Henry Purcell eröffnet den «Sommernachtstraum» im Mannheimer Nationaltheater, und sie signalisiert auch sein Ende: erst in einer Bearbeitung von Benjamin Britten, dann im Arrangement von Joby Talbot. Von den beiden Briten ist an diesem kurzweiligen, kühn konstruierten Abend auch anderes zu...

Historienwälzer

Wie kam es überhaupt dazu, dass Yuri Grigorovich das Bolschoi-Ballett jahrzehntelang in Zarenmanier regierte? Wer die Vorgeschichte dieses Kapitels der jüngeren Ballettgeschichte erfahren will, ist mit Simon Morrisons «Bolshoi Confidential» gut bedient. Auch wenn der Autor kaum  Exklusives enthüllt, weil die Kulissendramen längst in der Welt sind. Sie so...

Roman

Sie war «solide, erdverbunden, aus schwerem Lehm, nicht aus Glas». Kein Wunder, dass sie lange Zeit nur «Die Schwester des Tänzers» war, wie der Roman von Eva Stachniak in der deutschen Übersetzung heißt. Der englische Originaltitel lautet mit mindestens ebenso großer Berechtigung «The Chosen One», denn Vaslav Nijinsky hatte Bronislava Nijinska als Opfer in...