Der Dj als Choreograph

DJ Micky Friedmann war Ballett-Tänzer. Heute legt er zwischen Rio und New York auf. Ist er der Choreograf der Massen? Warum nicht. Ist doch besser, als ein schlechter Ballettmeister zu sein

Tanz - Logo

Der Club

Der Maschinist lauert hinter seinem Thron. Über ihm: ein gelb flackernder Heiligenschein. Laserlicht stellt seinen Kopf in den Schatten. Der Lichtschweif fingert in die Masse der Untertanen. Deren Köpfe schrauben sich wieder und wieder in Richtung Thron. Erwartungsvoll. Der König legt auf. Seine Beats haben Zeit. Tröpfeln. Die Leiber pendeln. Suchen die Soundfläche ab wie Surfer nach der richtigen Welle. DJ Micky Friedmann in seinem Jägerstand, Leuchtturm, Mastkorb; sein Kopf unter dem Kopfhörer nickt jetzt rhythmisch. Die Volksköpfe ahnen.

House Music kräuselt die Wellen der Tanzenden. Dann erreicht ein Stoß die Oberfläche. Die Ladung erwischt volle Breitseite das kleine Meer der Tanzenden. Eine Hundertschaft von Männern taucht ein. Gebrüll. Der Sound packt sie, die Elemente, Arme, Rümpfe, Mäuler fliegen durch den Strom. Die Elektrizität aus purem Sound knallt durch die Arena aus Tanzstufen und kaltem Metall, fährt durch die stampfenden Leiber. Befreiung und Erwartung. Warten und Fortgerissen werden. Eintauchen. Abdriften. Magnetisches. Missweisung und purer Strom.

 

Micky Friedmann

erinnert sich an die Zeit, als ihm dieser Königstitel noch fehlte: DJ. Don Jovi. Da war er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz März 2008
Rubrik: Report, Seite 4
von Arnd Wesemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Barbara Friedrich

Barbara Friedrich arbeitet seit drei Jahren für das Netzwerk TanzRaumBerlin. Mit elf Partnern, vom Staatsballett Berlin bis zur kleinen Studiobühne Ada, verzeichnet die Berliner Knüpferin nun erstmals einen handgreiflichen Erfolg: Die Ufer-Studios, ein ehemaliges Werkstattgelände der Berliner Verkehrsbetriebe, werden auch für das neue Hochschulübergreifende Zentrum...

Jenseits

Das Personal ist animiert, dreidimensional und tanzt auf zwei großen Leinwänden. Trotzdem sehen die Tänze klasse aus, was daran liegt, dass man durch ein Verfahren namens Movement Capturing die Bewegungen echter Tänzer auf diese entzückend sprunghafen Models übersetzt hat. Hergestellt in Korea, nennt der Pariser Künstler Pierre Giner seinen Asia-Import IDANCE und...

Eric Gauthier

Lieder für den Morgen danach, alles klar. Bluesig, leise, Pausen für bedächtige Züge an der ersten Zigarette. Bei jeder zu schnellen Bewegung jault der Kater in den schwarzen Kaffee. Gedächtnislücken und Augenringe am sehr späten Vormittag. Die vage Erinnerung an diese Blondine und ihr Grinsen, als ihr Schrank dich vom Barhocker gepustet hat. Halt dich an deine...