Auf, auf, zum Streik!

Marie-Claude Pietragalla zieht ins französische Kohlenrevier – was macht sie da nur?

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«Alle psychologischen Stigmata hinterlassen ihre Spuren in Körper und Seele und bestimmen das choreografische Schaffen.» So spricht  Marie-Claude Pietragalla, herabgestiegen aus den Höhen des Glamours. Herab ins flache Land, in die Gemeinden des ehemaligen Kohlereviers im Schatten der Grenze zu Bel­gien. Die Primaballerina des Volkes zeigt, dass sie noch lebt, will sich nicht kleinkriegen lassen. Als Direktorin des Ballet national de Marseille wurde sie von ihren Tänzern bestreikt, das Ministerium wies ihr die Tür. Tief muss dieser Stachel sitzen.

So tief, dass sie plötzlich solidarische Gefühle mit den Verunglückten des Lebens entwickelt. Wer hätte gedacht, dass sie sich eines Tages für Bergarbeiter interessieren würde? Eintausend starben 1906 bei einem tragischen Grubenunglück. An sie erinnert Pietragalla mit ihren «Conditions humaines». Premiere: April 2006.
Mit der frisch in Paris gegründeten Pietragalla Compagnie zog La Pietra gen Norden, wo der Niedergang der Industrien sie dazu beschwingt, «den Stellenwert des Körpers im gesellschaftlichen Kollektiv» zu untersuchen. Die Wortwahl liegt im Trend. Und landet sie zu ihrer ersten résidence in den Baracken von Culture Commune, ...

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Tanz Januar 2006
Rubrik: Magazin, Seite 18
von Thomas Hahn

Vergriffen
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