Anne Teresa de Keersmaeker: «Die sechs Brandenburgischen Konzerte»
Anne Teresa De Keersmaeker, Sie haben unlängst in einem Vortrag am Pariser Collège de France Erstaunliches über ihr Verhältnis zur Musik preisgegeben. Sie sagten: «Die Musik war mein erster Partner, ja sogar mein erster Meister.» Ferner betonten Sie, dass Sie nicht nur in einen Dialog mit der Musik treten, «da es sich schließlich um eine Liebesgeschichte handelt».
Und weiter: «Wer gäbe sich schon mit einem bloßen Dialog zufrieden, wenn erst einmal das Begehren auf den Plan tritt? Wir fordern, wir geben und nehmen, wir versuchen, das Geheimnis des anderen zu durchdringen, doch noch mehr verlangt es uns danach, unsere eigenen Geheimnisse durch den anderen enthüllt zu wissen – jene Geheimnisse, die uns sonst verborgen blieben.» Übt die Musik wirklich eine so große Macht über Sie aus?
ATDK: Ja, das habe ich gesagt, immer und immer wieder. Aber es gibt sie nicht, die eine Formel, die meine Beziehung zur Musik erschöpfend beschreiben würde. Ich habe eine ganze Reihe von Strategien entwickelt. Manchmal, wenn auch nur selten, ignoriert der Tanz die Musik fast gänzlich – wie im Falle der künstlerischen Beziehung von John Cage und Merce Cunningham. In anderen Fällen haben mich die ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Aufführung des Jahres, Seite 120
von Pieter T‘Jonck
Wer Qfwfq nicht kennt, muss nicht in Panik geraten. Jedenfalls nicht sofort. Auch Karin Pauer ist nicht wirklich vielen ein Begriff. Aber das kann noch werden. Die Tänzerin und Choreografin ist auch deutlich jünger als Qfwfq, der – seinem Schöpfer Italo Calvino zufolge – so alt ist wie das Universum selbst.
Pauer lebt in Wien, und sie hat einen von Qfwfqs...
Im September 1993 vor der Premiere von «Nine Songs» erhielt ich in meiner Garderobe ein Geschenk: eine vergoldete Buddha-Statue im Thai-Stil. Anstatt sie mit nach Hause zu nehmen, beschloss ich, sie bei meiner Kompanie, dem Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, zu belassen. Wir errichteten ihr einen kleinen Schrein in unserem Studio und huldig-ten ihr jeden Tag. Da...
Manche Werke sind uns heilig. Sie entzünden die Fantasie, verzaubern das Publikum seit Generationen. So verhält es sich mit «Giselle», von Théophile Gautier zu Papier gebracht, 1842 uraufgeführt. Gautier, ein Pariser Luxus-Dandy und rauschmittelseliger Bonvivant, zählte nicht nur zu den produktivsten Ballettlibrettisten des 19. Jahrhunderts. Vielmehr beschrieb er...
