Zurück zu den Müttern
Wie wäre es, all diesen Ballast der Rezeptionsgeschichte einfach mal auf einer Müllhalde des Regietheaters zu deponieren? Sich also zumal der braunen Vereinnahmung des Bayreuther Meisters zu entledigen und gewissermaßen eine «Stunde null» der szenischen Interpretation zu postulieren? Es müsste dann wohl ein Weg zurück beschritten werden: zum Mythos, zu den Archetypen, zu Urbildern der Geschlechterkonstellationen.
In den 1950er-Jahren suchte Wieland Wagner für das Werk seines Großvaters solche Pfade zum «Werk an sich», verwies auf das «Meistersinger»-Zitat «Hier gilt’s der Kunst» und bat sein Publikum, «von Gesprächen und Debatten politischer Art auf dem Festspielhügel freundlichst Abstand nehmen zu wollen». Statt einer buchstabengetreuen Umsetzung der schnell alternden Regieanweisungen des Komponisten forderte sein Enkel, «die nachschöpferische geistige Leistung (…), die den Gang zu den Müttern – also zum Ursprung des Werks – wagt.» Da wusste sich Wieland den faustischen Gedankengängen Goethes so sehr nahe wie denen Richard Wagners: Die Mütter, die Gebärenden, die Inhaberinnen unbewusster schöpferischer Kräfte mögen es richten. Für den «Tannhäuser» ließe sich folgern: ...
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Opernwelt November 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Peter Krause
Zum ersten Mal habe ich Gabriel Feltz in Hamburg wahrgenommen. Das war 1991, während der Proben zu John Neumeiers Inszenierung von Bernsteins Musical «On the Town». Feltz, 20 Jahre jung, war damals Assistent des Generalmusikdirektors Gerd Albrecht und saß bei den Bühnenproben als Korrepetitor im Orchestergraben. Zu seinen Aufgaben gehörte es, uns Aushilfssänger,...
Am Beginn des neunten Lebensjahrzehnts stand er noch als Barak, sogar als Holländer auf der Bühne, stets bestaunt von der Operngemeinde: In diesem Alter noch solche Monsterpartien? Franz Grundheber dürfte auf solchen Zuspruch zwiegespalten reagiert haben. Ja, eine solche Spätestkarriere empfand er als ungewöhnlich, äußerte sich darüber auch selbstironisch. Und...
alpha
02.11. – 21.50 Uhr Bayreuth Baroque Opera Festival 2025
Malena Ernman: Terra Mater
Beim Konzert «Terra Mater» bringt Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata eine Hymne an die Schöpfung in barockem Klanggewand auf die Bühne. Als Partnerin hat sich die Alte Musik-Spezialistin mit der schwedischen Mezzosopranistin Malena Ernman eine vielschichtige...
