Unentrinnbar
Von zart verstäubter Angst erfüllt wirken die ersten sechs der in diesem Recital versammelten Lieder. Angst vor dem Älterwerden, dem Unausweichlichen, Unwiederholbaren. Benjamin Britten schrieb diese «Songs from the Chinese» im Herbst 1957 (ein Jahr nach seinem Essay über musikalische Chinoiserien im Ballett «The Prince of Pagodas») für den Lebenspartner Peter Pears und den Gitarristen Julian Bream. Mit ihren Betrachtungen über Jugend, Schönheit und deren Verlust auch ein Nachhall auf Gustav Mahlers hochjauchzend-todbetrübtes «Lied von der Erde».
Wobei der Komponist bei der Wahl des musikalischen Werkstoffs vor allem von den spieltechnischen Möglichkeiten der Gitarre ausging und sich nie an traditioneller chinesischer (oder im Fall vom «Pagodenprinz» balinesischer Gamelan-)Musik orientieren wollte.
Die Mezzosopranistin Ivonne Fuchs und der Gitarrist Georg Gulyás schaffen die richtige Balance zwischen emotioneller Unmittelbarkeit und der für Britten typischen noblen Distanz, bringen für die abrupten Stimmungswechsel von Betriebsamkeit zu Melancholie eine reiche Palette von Zwischentönen ins Spiel. Schon «The Big Chariot», wie später vor allem auch «Melancholy», erhält durch die von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Gerhard Persché
Plüschig geht es nicht zu im Palast von Mustafà, dem Bey von Algier. Mag das Théâtre du Capitole auch ein wenig nach Puppenstube aussehen – auf der Bühne herrscht die blanke Moderne. Der Bey bewohnt ein Penthouse, natürlich mit Meerblick. Alles ist blendend weiß und sehr übersichtlich. Hier gibt es keine Serailgemütlichkeit, aber auch keine islamistischen...
Hermann Hesses autobiografischer Roman «Der Steppenwolf» aus den 1920er-Jahren wurde nach 1968 nochmals zu einer Art Kultbuch: Als Chiffre für Antibürgerlichkeit war die Berufung auf das Wildtier ein Faszinosum. Erstaunlich eigentlich, dass Hesses multimotivischer, multiperspektivischer Roman bisher für die Opernbühne unentdeckt blieb. Was Hans Werner Henze,...
Oper? Natürlich nicht oder doch nur ein wenig. Szenisches Konzert? Eine Spur auch davon. Themenabend mit Musik? Schon eher. Indes, «Musik- und Tanztheater» nennen der deutsche Schauspielregisseur Sebastian Nübling und der belgische Choreograf Ives Thuwis ihr nicht ganz zweistündiges Basler Programm.
Eine «Méditation sur ma mort future» kündigt die Leuchtschrift...