Traumnovelle

Weinberger: Schwanda, der Dudelsackpfeifer im Theater an der Wien

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Auf unserm Hof daheim hört man die Gänse schrein, kräht auch der Hahn»: Vielleicht ist es schon im tschechischen Original nicht unbedingt die erhabenste Poesie, die der verdiente Max Brod hier auf Deutsch nachgebildet hat.

Aber hört man die dazugehörige Musik in Jaromír Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» den Abend über als Leitmotiv eines ländlichen Idylls, vom Horneinsatz in der Ouvertüre bis zum letzten Finale, wo es als Grandioso die Partitur abschließt, verflüchtigen sich die Dünkel: Stattdessen überfällt einen das Heimweh nach Böhmens Hain und Flur – selbst dann, wenn die eigene Wiege anderswo gestanden haben mag. «Schwanda», 1927 uraufgeführt, ist eine Volksoper im wahrsten Sinne. Die rustikale Märchenhandlung bietet immer neue Gelegenheiten zu einem Hochfest böhmischer Musizierlust. Gleichsam salonfähig gemacht wird das durch Weinbergers handwerklich geschickte, klug-geschmeidige Verbindung von Polka und Furiant mit, sagen wir: Präludium und Fuge. Sein Werk, eine kreative Zusammenschau von Einst und Jetzt der tonalen Musik, ist voller Schwung, Sentiment und glänzend instrumentiert.

Es mag der reine Zufall gewesen sein, dass der gebürtige Prager Petr Popelka bei ...

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Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Walter Weidringer

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