Norma am Bosporus
Als Istanbul 2010 gemeinsam mit dem Ruhrgebiet und der ungarischen Stadt Pecs Kulturhauptstadt Europas wurde, erfüllten sich nicht alle Erwartungen. Man munkelte von Korruption, versickernden Fördergeldern. Aber in der 15-Millionen-Stadt vibrierte eine weltoffene Aufbruchsstimmung. Es fiel leicht, hier an die Anschlussfähigkeit der Türkei an die Europäische Union zu glauben.
Heute ist die Atmosphäre im Vergnügungsviertel Beyoglu verhangen. Der Tourismus schwächelt, die Hotels sind leer, gepanzerte Polizeibusse patrouillieren.
An der Istiklâl Caddesi («Unabhängigkeitsstraße»), dem Herzen des Stadtteils, redet Ahmet Erenli im stylisch verglasten Obergeschoss des Borusan-Hauptquartiers über seine Liebe zu Richard Strauss und zur italienischen Oper. Erenli ist der Manager der kulturellen Aktivitäten, die sich der Mischkonzern leistet – das 1999 gegründete, seit 2008 von dem österreichischen Dirigenten Sascha Goetzel geleitete Borusan Philharmonic Orchestra gehört dazu. Die öffentlich finanzierten Klangkörper hat das Ensemble qualitativ inzwischen überholt. Im Abo werden monatlich Symphoniekonzerte mit internationalen Solisten angeboten. Einmal pro Jahr gibt es auch große Oper, im ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Regine Müller
Im Vereinigten Königreich hatte sich bislang noch niemand an Enescus «Oedipe» herangetraut. Jetzt zeigt Covent Garden endlich die 1936 in Paris uraufgeführte Oper – gerahmt von zwei nagelneuen Werken, Mark Simpsons «Pleasure» (eine Koproduktion mit Aldeburgh Music und Opera North) und Philip Venables «4.48 Psychosis» (mit Lyric Hammersmith und der Guildhall...
Plüschig geht es nicht zu im Palast von Mustafà, dem Bey von Algier. Mag das Théâtre du Capitole auch ein wenig nach Puppenstube aussehen – auf der Bühne herrscht die blanke Moderne. Der Bey bewohnt ein Penthouse, natürlich mit Meerblick. Alles ist blendend weiß und sehr übersichtlich. Hier gibt es keine Serailgemütlichkeit, aber auch keine islamistischen...
Oper? Natürlich nicht oder doch nur ein wenig. Szenisches Konzert? Eine Spur auch davon. Themenabend mit Musik? Schon eher. Indes, «Musik- und Tanztheater» nennen der deutsche Schauspielregisseur Sebastian Nübling und der belgische Choreograf Ives Thuwis ihr nicht ganz zweistündiges Basler Programm.
Eine «Méditation sur ma mort future» kündigt die Leuchtschrift...