Millimetergenau

Janáček: Die Sache Makropulos
GELSENKIRCHEN | MUSIKTHEATER IM REVIER

Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier feiert seinen 60. Geburtstag. Das Haus mit der atemraubenden, taufrischen Ästhetik – die transparenten Glasfoyers, die riesigen, tiefblauen Reliefs von Yves Klein – ist nicht nur eine Architektur-Ikone, sondern war eigentlich immer auch ein Ort der ambitionierten Dramaturgie. Wovon ja schon sein Name kündet, der bewusst den Titel «Oper» zugunsten des weitaus offeneren Begriffs «Musiktheater» vermeidet. So ist es auch kein Zufall, dass Intendant Michael Schulz für die Jubiläumsinszenierung Dietrich W. Hilsdorf eingeladen hat.

Hilsdorf absolvierte schließlich dort vor fast 40 Jahren mit Tschaikowskys «Eugen Onegin» seine ersten Schritte in der Opernregie. Der früher gern als Abonnentenschreck titulierte Regisseur bescherte dem Haus viele große Arbeiten, vor allem sein Mozart/Da-Ponte-Zyklus in den 1980er-Jahren ist Legende.

Im doppelten Sinne absichtsvoll hintersinnig ist das Sujet der «Geburtstagsoper» zu verstehen: Geht es in Leoš Janáčeks «Die Sache Makropulos» doch um das Phänomen des Alterns und den uralten Menschheitstraum der Unsterblichkeit. Hilsdorf und sein Team (Bühne: der langjährige Weggefährte Dieter Richter, Kostüme: Nicola ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Regine Müller

Weitere Beiträge
Ein begnadeter Erzähler

Unsere Wege haben sich leider viel zu spät gekreuzt. Ich war immer voller Bewunderung für seine Arbeit, und auch er fragte mich bei dem ersten Zusammentreffen, warum es so lange gedauert habe. Das war 2016 in München, bei den Proben zu Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk» an der Bayerischen Staatsoper. Da sprang eine spontane Sympathie über, die vielleicht...

Wider die Macht des Schicksals

Strukturelle Improvisation – diese Formel trifft ziemlich genau, was Christian Jost anstrebt, wenn er neue Musik erfindet. Vor 15 Jahren brachte die Rheinoper in Düsseldorf sein erstes abendfüllendes Musiktheater heraus: «Vipern», eine griffig konstruierte Kriminalgeschichte aus dem elisabethanischen England. Seither sind sieben weitere Arbeiten für die Bühne...

Keine Tassen im Schrank

Hanns Eisler, bekannt für seine scharfe Zunge (deretwegen ihn sein geistiger Ziehvater Arnold Schönberg gerne «übers Knie gelegt» hätte), machte in seiner Kritik am reaktionären gesellschaftlichen Verhalten in der Musik auch vor den großen Meistern nicht halt.

Im Gespräch mit Hans Bunge bemerkte er, «dass selbst bei (…) Mozart noch das Klirren der Teetassen und...