Männer unter Hormonstress
Das Einfachste wäre streichen. Also amputieren, was den meisten Gattungsvertretern der Grand Opéra passiert, die in jüngster Zeit verstärkt die Spielpläne bereichern. In der Münchner «Favoritin» hingegen bleibt die oft ungeliebte Ballettmusik verschont, wir erleben Körpergymnastik der besonderen Art. König Alphonse und Mätresse Léonor sitzen nebeneinander – im Kino. Der Widerschein des Leinwandflimmerns ist auf ihren Gesichtern und Körpern zu sehen.
Er, das große Machokind, steigert sich bis zur Schießbewegung hinein (ein Western?), sie lässt sich anfangs das Kuscheln gefallen, um bald genervt die Augen zu verdrehen.
Ein zehnminütiges Scherzo, das viel sagt über diese krisenbehaftete Zweisamkeit. Und manchmal sind in dieser Aufführung die Zeichen noch kleiner, noch subtiler, vielleicht auch ab Reihe zehn nicht mehr gut wahrnehmbar. Mit ihrer Donizetti-Inszenierung knüpft Amélie Niermeyer an jene Zeit an, als an der Bayerischen Staatsoper psychologisch durchgeformte Charaktere wichtiger waren als rahmende Kulinarik. Vielleicht lassen sich damit die Buhs eines mittlerweile anders konditionierten Publikums erklären. Langeweile, wie mancher der Produktion vorwarf, herrscht hier nicht – ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Markus Thiel
Rechts steckt die Dame vom Sicherheitsdienst ihre Nase in den Rucksack eines Studenten. Ein Riesenriechorgan aus Latex. Und links an der Saaltür blitzen von der Schulter des Programmverkäufers goldene Epauletten: Das Einlasspersonal, das die schnatternden Massen durch das baubedingt unübersichtliche Foyer schleust, stimmt schon mal auf Schostakowitschs «Nase» ein.
...
In den letzten, pompös-auftrumpfenden, musikalisch aber brüchigen Takten verschwindet er: Calaf, der Prinz aus der Fremde, der Turandot so sehr begehrt, dass er für sie sein Leben aufs Spiel setzt. Verschwindet in der Menge, die soeben noch rabiat seine Verbindung mit Turandot eingefordert hat. Calaf aber traut dem Frieden nicht (ganz wie einst Puccini), und er tut...
Es waren 20 volle Jahre: 1989 fand erstmals in Salzburg ein Symposion statt, das gemeinsam von der Universität, den Festspielen und der International Salzburg Association getragen wurde. Insgesamt sind es 20 dieser thematisch auf die Festspiele bezogenen Symposien geworden – organisiert und wissenschaftlich geleitet hauptsächlich von dem Mediävisten Ulrich Müller...