Kranke Klänge
Die Klage über den Niedergang dramatischer Stimmen ist nicht neu, so wenig wie das Hohe Lied auf die Heroinen und Heroen der Vergangenheit. Eine Birgit Nilsson, ein Jon Vickers und ihresgleichen sind offenbar heute weit und breit nicht in Sicht. Dafür umso mehr Sänger, die – aus eigenem Antrieb oder vom Betrieb gedrängt – Raubbau am eigenen Material treiben. Besonders für «schwere» Verdi-Partien sehen nicht wenige Beobachter schwarz.
Gehören Interpreten für die dramatischen Partien in «Il trovatore», «La forza del destino»,«Aida» und «Otello» zu einer gefährdeten Spezies? Stehen gar große Teile des Kernrepertoires, wie eine empirische Studie nahelegt, auf dem Spiel? Anmerkungen zu einer alarmierenden Situation
Das älteste, echteste und schönste Organ der Musik, das Organ,
dem unsere Musik allein ihr Dasein verdankt,
ist die menschliche Stimme. (...) Der Genius der Menschenstimme
repräsentiert das menschliche Herz und dessen abgeschlossene,
individuelle Empfindung.
Richard Wagner
Der Tod der Oper ist schon oft beschworen, herbeigeredet und gewünscht worden. Sollte sich das Ende dieser «unmöglichen Kunstform» (Oscar Bie) durch Auszehrung erfüllen – dadurch, dass es schon bald ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Stimmkrise, Seite 98
von Jürgen Kesting
Kategorien:
1. Uraufführung
2. Wiederentdeckung
3. Aufführung
4. Inszenierung/Regisseur(in)
5. Bühnenbild/Ausstattung
6. Kostüme
7. Dirigent(in)
8. Sänger(innen)
9. Nachwuchskünstler(innen)
10. Opernhaus
11. Orchester
12. Chor
13. Ärgerlichste Opernerfahrung
14. Musik-/Opernbuch
15. ...
Vor 450 Jahren kam in Cremona jener Mann auf die Welt, der – so will es die Legende – die Oper erfunden hat: Claudio Monteverdi. Sein 1607 in Mantua geschriebener «L’Orfeo» gilt als Geburtsurkunde des musikalischen Theaters im neuzeitlichen Sinn. Mit «Ulisse» (1641) und «Poppea» (1642) habe er sich als konkurrenzloser Großmeister der jungen Gattung verewigt. Doch...
Das macht ihm vermutlich keiner nach – sowohl in Shakespeares Tragödie als auch in der «Lear»-Oper von Aribert Reimann den gebrochenen König zu verkörpern. Für Franz Mazura war das kein Problem. Seit über 60 Jahren ist der schauspielbegeisterte Bassbariton auf allen Brettern dieser Welt zu Hause. Und solange Körper
und Stimme mitspielen, wird Mazura auch weiterhin...
