Grenzen des Schöngesangs

Anna Netrebko glänzt als Salzburger «Manon Lescaut», Yusif Eyvazov sowie Marco Armiliato am Pult steuern einen Puccini für alle Zwecke bei

Als Herbert von Karajan einst in Salzburg «Falstaff» und «Il trovatore» auf die Bühne brachte, warf man ihm vor, gegen den «Geist» der Festspiele zu verstoßen. Tempi passati: Als Anna Netrebko im August an der Salzach für die Titelpartie einer konzertanten Aufführung von Puccinis «Manon Lescaut» auftauchte, wurde auf dem Podium des Großen Festspielhauses ein kleines Wohnzimmer frei gemacht für die weit ausladende, kristallbestickte Robe der Diva – als ob die Festspiele wieder nach einer im Starkult sich erfüllenden Symbiose von Kunst und Kapital suchten.

Für dessen Zinsen soll nun der Mitschnitt ebenso sorgen wie die kurz zuvor unter dem Titel «Verismo» veröffentlichte CD; diese enthält bereits den vierten Akt der Oper: zwar unter einem anderen Maestro, dem differenzierter dirigierenden Antonio Pappano, aber mit demselben Partner: Yusif Eyvazov.

Dass der aserbaidschanische Te­nor neuer Ehemann der Primadonna ist, wurde kritischer kommentiert als seine ungelenke Darbietung von Des Grieux’ «L’amor ... Tra voi belle». Vermutlich hätte der junge Franzose Benjamin Bernheim, der sich in der ersten Szene als Edmondo glänzend in Szene setzt, die kurze Arie eleganter ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Jürgen Kesting

Weitere Beiträge
Enigma Variationen

Wenn Figuren aus dem Textbuch steigen wie Tote aus dem Grab, wird es kompliziert. Schon dem Theaterdirektor in Luigi Pirandellos berühmter Groteske geht es so, als er Besuch von sechs Personen erhält, die ihren Autor verlassen haben und nun einen neuen suchen.

Ein ähnliches Schicksal erleidet der Schriftsteller Gabriel in Arthur Lavandiers knapp zweistündigem...

Unterbelichtet

Die Zukunft seiner Zunft hatte der Fotograf Hans Böhm klar vor Augen: Szenenfotografien aus dem Theater, schwarz-weiß, gut belichtet, gestochen scharf, während der Probe aus dem dunklen Zuschauerraum heraus geschossen. Noch vor Kurzem war das undenkbar, aber jetzt, im Herbst 1924, machte die Dresdner Firma Ernemann Reklame für eine neuartige Kamera: die...

Zu viel ist zu viel

Die Uraufführung der «Leggenda di Sakùntala» von Franco Alfano hatte sich das Teatro Comunale in Bologna gesichert – man schrieb den 10. Dezember 1921. Gut zwei Jahrzehnte später gingen die Partitur und das Orchestermaterial in Flammen auf, als alliierte Bomben das Archiv des Verlagshauses Ricordi in Mailand beschädigten. Nach 1945 rekonstruierte Alfano eine...