Gleißende Neonfarben

Augsburg | Reznicek: Ritter Blaubart

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Zweimal passiert es im ersten Akt, da tritt die Musik über die Ufer. Da brechen Operndämme, und der Symphoniker Emil Nikolaus von Reznicek schiebt sich  lustvoll vor den gleichnamigen Musiktheatermann. Zwischenspiele sollen das sein, Verwandlungsmusiken, und sind doch eigenständige, wie entfesselte Überhöhungen der Handlung. Richard Strauss hat so etwas in seiner «Frau ohne Schatten» praktiziert und klug eingepasst. Der «Ritter Blaubart» seines Kollegen Reznicek gerät darob in Schieflage.

Was aber gar nichts macht, schließlich sind diese Mega-Intermezzi effektvollstes Orchesterfutter.

Seit 1931 ist dieser «Ritter Blaubart», der 1920 in Darmstadt uraufgeführt wurde, nicht mehr szenisch gespielt worden. Vor einigen Jahren gab es lediglich eine konzertante Wiederbelebung beim Radio-Sinfonieorchester Berlin. Umso imponierender, mit welcher Verve sich das Theater Augsburg des verkannten Stückes annimmt. Sicherlich gäbe es da Einwände. Gegen die ausufernde Schilderung der bekannten Blaubart-Handlung um den mordenden Ritter und seine Frauenopfer bis hin zu Judith und ihrer Schwester Agnes. Gegen die kränkelnde Dramaturgie inklusive finaler Rechtfertigungsrede des Titelhelden. Und auch ein ...

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Opernwelt Juli 2012
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Markus Thiel

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