Extraordinär dekoriertes Mittelmaß: Uwe Eric Laufenbergs Bayreuther «Parsifal»-Inszenierung (2016), mit Georg Zeppenfeld (Gurnemanz), Klaus Florian Vogt (Parsifal), Elena Pankratova (Kundry) und Verführungspersonal; Foto: Karl Forster
Ewiger Anstoß
Wieder einmal steht das sogenannte «Regietheater» am Pranger. Etliche Neuproduktionen der vergangenen
Saison tauchen in unserer Umfrage als «Ärgernis des Jahres» auf. Aus sehr unterschiedlichen Gründen.
Dennoch stellen sich grundsätzliche Fragen: Haben wir es mit Irritationen zu tun, die auf eine Krise, gar Erschöpfung zeitgenössischer Regiekonzepte schließen lassen? Steckt die szenische Auseinandersetzung mit den Werken, zumal den vielgespielten, scheinbar ausgedeuteten Kassenschlagern, wirklich in der Wiederholungsfalle? Stoßen viele ins Heute transponierte Narrative und Bilder auf, weil sie als Varianten des
Immergleichen wahrgenommen werden? Anmerkungen eines erfahrenen Beobachters
Eine Frage, immer wieder aufs Neue gestellt: Wie alt ist die Marschallin denn nun wirklich? Die Autoren Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss stellten gerne klar: eine Frau von etwa 32 Jahren, lebensfroh und noch mancherlei Affären künftig gewärtig. Gleichwohl haben Dichter und Komponist in diese Rolle auch sehr auffällige Spuren von Altersreflexion und Vergänglichkeitsbewusstsein eingeschrieben. Wie die doch wohl eher mütterliche Freundin und Geliebte des blutjungen Octavian uns im ersten und ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Streitfall Regietheater, Seite 36
von Hans-Klaus Jungheinrich
Herr Dorny, ich kenne kein anderes Opernhaus, in dem so viele junge Leute im Publikum sitzen wie in Ihrem. Wie haben Sie das erreicht?
Als ich ankam in Lyon, 2003, machte das Abonnement 85 Prozent des Kartenverkaufs aus, die Auslastung lag damals bei 87 Prozent. Was bedeutet: Über die Abonnenten hinaus kauften sich nur wenige Leute Opernkarten. Ein solides...
Er würde, sagte er zu der Reporterin von TV Oberfranken, als die sechs «Parsifal»-Aufführungen im mystischen Abgrund glücklich hinter ihm lagen, das gern noch mal «richtig» machen. Und lächelte. In diesem Wörtchen steckt exakt jene Melange aus Bescheidenheit und Stolz, aus Ehrlichkeit und Praxisbezug, die den Dirigenten Hartmut Haenchen von jeher auszeichnet. Als...
Schon zu Lebzeiten stand er im Schatten Puccinis. Nicht, dass die Bühnenwerke des vor 150 Jahren, am 28. August 1867, in Süditalien geborenen Apothekersohns damals durchgefallen wären. Selbst heute kaum gespielte Opern, etwa «Siberia», des Komponisten Lieblingsstück, entfalteten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durchaus Wirkung. Auch weil sich mit der...
