Die Unbekannte von der Lippe
Fürst Leopold II. von Lippe war ein Theaterenthusiast. Noch zierte kein würdevoller Säulenportikus die Hauptansicht seines neuen Hoftheaters, auch die Außenwände standen unverputzt. Doch hob sich auf Befehl des Landesherrn am 8. November 1825 der Vorhang zur Einweihung des Hauses mit Mozarts «La clemenza di Tito». Das Auditorium im hochklassizistischen Musentempel bot etwa 500 Plätze im Parkett. Die Hofloge befand sich im (einzigen) Rang.
Als zwei Jahre nach Einweihung des Hauses Albert Lortzing mit seiner Frau Rosina in Detmold eingetroffen war, lobte er die Bühnentechnik mit ihren zahlreichen Versenkungen. Die Lortzings stießen zur Truppe August Pichlers, dessen Direktion fortan die Geschicke des Hauses bestimmte. Lortzing war im Schauspiel als jugendlicher Liebhaber eingesetzt, in der Oper fand er als Tenor und Bariton Verwendung. Über seine mimischen wie gesanglichen Leistungen verspritzte der Detmolder Dramatiker Christian Dietrich Grabbe Kritikergift. Das Verhältnis entspannte sich erst, als der Komponist die Schauspielmusik zu Grabbes 1829 uraufgeführtem «Don Juan und Faust» lieferte. Lortzings Opern garantierten ein volles Haus. Oft wiederaufgenommene Kassenmagnete waren ...
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Opernwelt November 2025
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Michael Kaminski
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Die Himmelfahrt ist abgesagt. Umsonst klimpert sich die Harfe in den letzten Takten des «Fliegenden Holländers» ins Paradies. In Osnabrück sendet noch ein Lichtkegel den Segen des Himmels in den wirbelnden Abgrund von Dennis Krauß. In Gelsenkirchen landet der Himmel mitsamt Schiff und Holländer am Ende direkt in der Tonne. Senta hat bei Regisseur Igor Pison...
Anna Prohaska ist immer für Überraschungen gut. In der Welt des Gesangs darf sie als eine Radikale gelten, die im Grunde vor nichts zurückschreckt. Ihr Repertoire reicht von Hildegard von Bingens mittelalterlichen Hymnen bis zu György Kurtágs «Kafka-Fragmenten». Bloßer Schöngesang ist nicht ihre Sache. Die Sopranistin sucht die Wahrheit in und mehr noch hinter den...
