Der andere Impressionismus
Keiner brachte sich so kompromisslos gegen das sogenannte «Regietheater» in Stellung wie Peter Stein. Als er in den frühen Neunzigerjahren Debussys «Pelléas et Mélisande» herausbrachte (er tat das in der Abgeschiedenheit der Welsh National Opera von Cardiff, aber doch zusammen mit Pierre Boulez am Dirigentenpult), setzte er auf eine Lesart, welche die Bühnenanweisungen beim Wort nahm.
Der Turm war der Turm, Mélisande trug ihre blonden Haare so lang, dass sie tatsächlich auf Pelléas herniederfallen konnten, und die Tauben, die aus dem Gemäuer emporfliegen, waren Tauben, richtige Tauben. Klassizistisch wirkte das, ein wenig leblos vielleicht, in seiner Geradlinigkeit aber durchaus eindrucksvoll.
Genau das Gegenteil davon ist im Opernhaus Zürich zu erleben: in einer konzis durchdachten und fabelhaft ausgearbeiteten Produktion von Claude Debussys Oper, die sich radikal von der originalen Einkleidung der Geschichte verabschiedet, das Thema des Stücks vielmehr in ganz eigener Weise aufbereitet. In der Sicht des Regisseurs und Bühnenbildners Dmitri Tcherniakov erscheint das Schloss Allemonde als eine moderne Villa, durch deren Fenster jener dichte Wald sichtbar wird, von dem an ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Peter Hagmann
Ob mit dem genialen Cellisten Emanuel Feuermann, den er am 4. Juni 1924 in Poppers «Serenade» mit Bass-Schmackes am Klavier begleitet, oder als Dirigent, der dem vom «Launischen Glück» schmalzenden Joseph Schmidt (in Strauß’ «Tausendundeine Nacht») den Orchestersamt um den Tenor fältet – Frieder Weissmann war im Zeitalter der Schelllackplatte ein verlässlicher...
Kunst braucht Mut zum Risiko. Besonders zeitgenössische, das gilt auch im Musiktheater. Die Australische Nationaloper geht Wagnissen allerdings lieber aus dem Weg. Deshalb müssen die wenigen übrigen Ensembles in die Bresche springen – jüngst kam die State Opera of South Australia in Adelaide diesem Auftrag mit der Uraufführung von George Palmers «Cloudstreet»...
Herr Ruhe, an vielen Häusern ist das Opernstudio eher ein Pool für Billigkräfte oder pädagogisches Beiwerk. Ihr Büro befindet sich auf einer Etage mit Intendanz, Dramaturgie und Künstlerischem Betriebsbüro. Ist der Sänger-Nachwuchs hier Chefsache?
Wir stehen tatsächlich im Zentrum des Hauses. Dafür kämpfe ich. Das KBB ist eng in die Ausbildung involviert und kommt...