Dem Vergessen entrissen
Fontane-Liebhaber kennen diese Frau, ihr trauriges Schicksal. In seiner Novelle «Grete Minde» aus dem Jahr 1880 zeichnet der Schriftsteller ein vielschichtiges Porträt dieser Unglücklichen, der das Leben so viele Fallen stellt, bis sie schließlich – in einem Akt dramatisch-verzweifelter Auflehnung – eine ganze Stadt in Brand setzt. Die Geschichte der Grete Minde spielt kurz vor dem 30-jährigen Krieg, zu einer Zeit also, in der Konflikte zwischen den Konfessionen an der Tagesordnung waren und religiös motivierte Ausgrenzung eine erhebliche Rolle spielte.
Mithin ein tauglicher Stoff für eine Oper.
Geschrieben hat sie ein Komponist, der wie ein Großteil seiner Familie der Shoah zum Opfer fiel (am 23. März 1943 wurde Engel im Vernichtungslager Sobibor ermordet), den kaum jemand kannte, jedenfalls nicht vor dem 13. Februar vergangenen Jahres. An diesem Tag wurde Eugen Engels Fontane-Vertonung (auf ein Libretto von Hans Bodenstedt) «Grete Minde» rund 90 Jahre nach ihrer Vollendung am Theater Magdeburg uraufgeführt (OW 4/22) und damit ein Werk (wie ebenfalls sein Schöpfer) der Vergessenheit entrissen, dem ein Platz in der Galerie der bemerkenswerten Werke aus dem ersten Drittel des 20. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt August 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 33
von Jürgen Otten
P = Premiere
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung
B = Bühnenbild
K = Kostüme
C = Chor
S = Solisten
UA = Uraufführung
DEUTSCHLAND
Annaberg-Buchholz
Winterstein-Theater www.winterstein-theater.de
-Künneke, Herz über Bord: 12. (P), 13., 20., 24., 27. (Naturbühne Greifensteine) ML: Klug, I: Pauli, B+K: Scherm, C: Pilato, S: Rößner, Szabó,...
Die französische Mezzosopranistin Eva Zaïcik, eine der schönsten jüngeren Stimmen der Barockmusik, hat ihre neueste CD «Mayrig» mit Liedern der armenischen Komponisten Komitas (1869–1935) und Garbis Aprikian (*1926) den «armenischen Müttern» gewidmet. Das faszinierende Programm, das uns in die ferne, fremde musikalische Welt des Kaukasus entführt, enthält auch...
Manche mögen’s … nicht: das Musical. Denn dort beschreiben die Protagonisten eins zu eins ihre Gefühle: «Ich bin traurig», «Ich bin verliebt», «Ja, ich kann es schaffen, wenn ich nur dran glaube!». In dem für die Deutsche Oper Berlin von Giorgio Battistelli neu komponierten «Il Teorema di Pasolini» singt jede Person auf der Bühne immer genau das, was sie gerade tut...