Blick von außen
Die Reflexe kommen bei manchen schnell. Jaroussky, wunderbar – aber mit Solokantaten von Bach? Welcher deutsche Counter würde sich, beispielsweise, an ein Album mit französischen Vertonungen von Verlaine wagen, wie es Jaroussky so hinreißend gelang? Andererseits: Pourquoi pas? Natürlich hört man, dass Deutsch nicht die Muttersprache des 38-jährigen Sängers ist. Aber man hört es positiv – an der Übergenauigkeit, mit der etwa die Vokale «ü» und «i» unterschieden werden, und am melodischen Sprachempfinden.
Teutonische Konsonantenballungen wie «Fluch und Freundschaft» stehen da nun mal der Clarté im Wege, und beiläufiges Mitlesen kann beim Hören nicht schaden.
Aber das ist kein Makel, sondern Teil der Anregung, Bach neu zu hören und ebenso Telemann. Bei Bach ist uns manches allzu vertraut, so sicher haben wir es uns in seiner Musiksprache eingerichtet und auch in dem Widerspruch, dass der in seiner Wirkung wohl weltumfassendste Komponist in seiner Vokalmusik ein sehr idiomatisches barockes Deutsch für orthodox lutherische Inhalte verwendet. Besonders in «Ich habe genug» (BWV 82) tut es nun gut, eine Stimme mit einer Biografie außerhalb der Oratorienlandschaft zu hören, ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Volker Hagedorn
Als «rätselhaftes Kindvolk, das immer übergroß sein will, während es den Rest der Welt in Grund und Boden grinst» hat Peter Sloterdijk (etwas hochmütig?) die Amerikaner apostrophiert. Das passt genau auf die Legende vom kraftmeiernden, zugleich gutmütig-verschmitzten Riesen Paul Bunyan, der mythischen Figur eines Holzfällers aus den Wäldern Minnesotas – Symbol...
Die Schlange, Urgrund allen Übels. Langsam windet sie sich über die Wählscheibe der Pariser Telefonzelle, ihr klein-gefährlicher Kopf, auf zwei schwingende Tücher über der Szene projiziert, ist in Großaufnahme zu sehen. Später wird die Versucherin über die auf dem Bett sinnende Margarethe gleiten, der Nachbarin Marthe hängt sie beim Flirt mit Mephisto um den Hals....
Es geht fröhlich zu im ehrwürdigen Teatro alla Scala. Kein Wunder, wo doch zum Ausklang der Spielzeit eine Oper für Kinder auf dem Programm steht: «Ratto dal Serraglio». Es wird gelacht, geschubst und gedrängelt. Die Orchestermusiker werden auf ihrem Weg in den Graben mit brausendem Beifall und zustimmenden Pfiffen begrüßt. Dann verlischt langsam das...