Zurück auf Null

Gounods «Faust» keimfrei, Nicolais «Templario» konzertant: höchste Zeit für einen Neustart der Salzburger Festspiele

Opernwelt - Logo

«Unaufführbar», ganz schnell pflegt dieses Fallbeil ausgelöst zu werden. Als ob man mit ein, zwei Reflexionsumdrehungen mehr nicht zu anderen Schlüssen kommen könnte. Vielleicht weniger im Alltagsgeschäft des Stadttheaters. Aber für den Ausnahmefall «Festival» wäre das doch eine genuine Aufgabe: nicht das Naheliegende wie Gounods «Faust» zu realisieren oder Randgewächse wie Strauss’ «Liebe der Danae» als große Sahnetortennummer zu spielen, sondern zusätzliche Ebenen einzuziehen, sich ums Abseitige, nicht minder Aufregende zu kümmern.

Wie wäre es also gewesen, hätten die Salzburger Festspiele tatsächlich Otto Nicolais «Il templario» szenisch herausgebracht? Mit einem Regisseur, der lichtet und erdet (Peter Konwitschny?). Der die mäandernde Geschichte um Ritter Vilfredo, welcher in Rovena verliebt ist, aber eigentlich (und vergeblich) von der Jüdin Rebecca begehrt wird, nachdem sie ihn einst gesundpflegte, nicht nur ­erhellt, sondern psychologisch ausformuliert?

Doch auch hier das Erwartbare in einem Sommer der bräsigen Risikoarmut. Nur eine konzertante Aufführung, die aber immerhin mit besten Voraussetzungen. Mit Juan Diego Flórez als Vilfredo, der sich mit enorm viel Nachdruck ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2016
Rubrik: Magazin, Seite 80
von Markus Thiel

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zum Traum wird hier der Raum

Wohnungen in simplem Bauhaus-Kolorit sind beliebte Schauplätze in TV-Krimis. Irgendwann passiert der Mord, zum Beispiel im Schlafzimmer. Denn auch dem banalsten Raum – das wissen wir seit Alfred Hitchcocks Thrillern – kann ein Grusel innewohnen. Spätestens dann, wenn sich reale und surreale Perspektiven vermischen. So wie in dem Moment, wenn auf der Basler...

Nach Strich und Segen

Es bietet weder Drama noch Handlung im eigentlichen Sinn: Der Typus des geistlich-erbaulichen Oratoriums gehört nicht gerade zu den Favoriten des heutigen Publikums, selbst wenn man ihm Meisterwerke wie Alessandro Scarlattis «La Santissima Trinità» (vor 13 Jahren von Fabio Biondi und Europa Galante wiedererweckt) oder «Il trionfo del tempo e del disinganno» des...

Zu Hilfe! Zu Hilfe!

Die Bühnenstatistik bestätigt der «Zauberflöte» Jahr für Jahr den Dauerbrenner-Status. Dabei ist das Stück mit seinem langen zweiten Aufzug gar nicht leicht zu inszenieren. Und was tun mit den Dialogen? Kürzen? Umschreiben? Aufpeppen? Damit Papagenos Mundart-Witze nicht zu matten Schenkelklopfern verkommen, braucht’s mindestens ein gutes Gespür für Timing....