Zu Kreuze

Martinu: The Greek Passion Essen / Aalto Theater

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Die lange vernachlässigten Opern Bohuslav Martinus werden inzwischen wieder häufiger gespielt: Zuletzt zeigte Frankfurt «Julietta» und einen Einakter-Abend (siehe OW 8/2015). Jetzt zieht Essen mit Martinus letztem, in seinem Todesjahr 1959 vollendeten englischsprachigen Bühnenwerk «The Greek Passion» nach. Ein griechisches Dorf will die Passion spielen. Die Rollen werden verteilt, der Hirte Manolios darf Jesus, die Dorfhure Katerina Maria Magdalena verkörpern. Als plötzlich von den Türken vertriebene Flüchtlinge auftauchen, zerbricht die Eintracht.

Die vom Priester Grigoris angeführte Mehrheit verweigert jede Hilfe. Manolios, der seine Christusrolle wörtlich nimmt, unterstützt die Fremden mit tätiger Nächstenliebe, wird deswegen von Grigoris exkommuniziert und schließlich von Panait, dem Judas des Passionsspiels, erschlagen. Martinu hat in seiner Bearbeitung des Romanstoffs von Nikos Kazantzakis, vor allem der in Essen gegebenen, auch musikalisch konventionelleren zweiten Fassung, die sozialkritischen Töne der Vorlage zurückgedrängt und das sakrale Pathos verstärkt.

Jirí Herman betont in seiner arg steifen, meist frontal zur Rampe ausgerichteten Regie die oratorischen Züge. Immerhin ...

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Opernwelt November 2015
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Uwe Schweikert

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