Wie mit Zoom
Der 1770 in Mailand uraufgeführte «Mitridate» galt lange als unausgereiftes Jugendwerk Mozarts. Der 14-Jährige erfüllt die Anforderungen der italienischen Seria und bleibt dabei formal eher schematisch. Er ist aber zugleich seiner Zeit voraus – neben dem glänzenden Instrumentalsatz beweist das vor allem der Reichtum der musikalischen Charakterzeichnung. Dass das Stück darüber hinaus spannendes Theater verspricht, demonstrierte jetzt eine Aufführung im Rahmen des Mannheimer Mozartsommers.
Regisseur Nicolas Brieger kaprizierte sich dabei weniger auf die aktuellen Implikationen der Staatshandlung um den von den Römern besiegten Mitridate, der sich schließlich selbst den Tod gibt, als auf dessen Machtkämpfe mit den beiden verfeindeten Söhnen, dem edlen Sifare und dem Verräter Farnace. Zwischen allen Stühlen sitzt Aspasia, die Mitridate heiraten soll, von Farnace begehrt wird, aber heimlich Sifare liebt. Die Mittel für die psychische Introspektion stellt Mozarts Musik bereit, die sich nicht mehr in der Illustration stereotyper Affekte erschöpft, sondern den emotionalen Aufruhr der Figuren theatralisch ausagiert.
Bühnenbildner Raimund Bauer siedelt das Stück im Rokokotheater des ...
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Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Uwe Schweikert
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