Wenn der Vesuv spuckt
Félicien David ist in die Geschichte eingegangen als Anhänger der sozialrevolutionären Bewegung um den Grafen Saint-Simon und als Komponist der Ode «Le Désert» («Die Wüste»), in der 1844 ein «authentischer», in Ägypten aufgezeichneter Muezzin-Ruf erklingt. Inzwischen wird er auch als Opernkomponist wiederentdeckt. Vor anderthalb Jahren veröffentlichte Naxos seine verführerisch parfümierte «Lalla Roukh» (siehe OW 2/2015), Anfang des Jahres erschien bei Naïve eine Neueinspielung von «Le Désert» (OW 5/2015).
 Jetzt hat der Palazzetto Bru Zane eine Studioaufnahme seiner ambitioniertesten Oper «Herculanum» finanziert.
Der szenische Pomp der sehr erfolgreichen Uraufführung im Jahr  1859 – das Stück wurde öfter gespielt als wenig später Verdis «Don Carlos» (übrigens auf ein Libretto desselben Joseph Méry) – entzieht sich einer Tonaufnahme, die allein auf die Musik fokussiert. David findet charakteristische, anmutige Melodien für seine epigonale Grand Opéra um Christenverfolgung und den legendären Vesuv-Ausbruch im Jahr 79 – Donizetti verblüffend ähnlich, wenn auch meist ohne dessen schmerzliche Melancholie. Musikdramaturgisch regiert jedoch gediegenes Handwerk, denn David verbindet allzu ...
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   Opernwelt November 2015 
 Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
 von Anselm Gerhard
 
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