Wahnverwandtschaften
Die Oper ist nicht nur der spektakulärste Genre-Mix der Kulturgeschichte, sondern darüber hinaus janusköpfig wie keine andere Kunstform. Zwar steht am Anfang der antike Mythos (Orpheus, Daphne), später bei Wagner der nordische, doch zugleich ist das Musiktheater immer auch exemplarischer Ort des politisch-sozialen, ästhetischen, technischen Fortschritts: Seelenarchaik im Maschinenzeitalter – im Multimedia-Paradies Film künstlerisch wie massenwirksam verlängert und potenziert.
Doch was ist aus dem Urbild des Sängers Orpheus geworden? Offenbach hat ihn als «Unterwelt»-Besucher kräftig parodiert, Jean Cocteau in «Orphée» zur surrealistischen Filmikone transformiert. Stattdessen sind die Frauen auf der Bühne dominant geworden, nicht zuletzt als Todgeweihte, sei es als Femme fatale, sei es als Märtyrerin. Wobei Bühnenfigur und reale Sängerin ineinander changieren: Hoffmann-Offenbachs Antonia kann sich nur zu Tode singen, Maria Malibran tat dies in Manchester tatsächlich. Der große Maria Callas-Fan Werner Schroeter hat ihr 1971 in einem bewegenden Filmrequiem gehuldigt: «Der Tod der Maria Malibran».
Dass Tenöre, historische wie lebende, als Leinwandhelden taugen, belegten Leo Slezak und ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Essay, Seite 54
von Gerhard R. Koch
Theater einfach so, das geht in Pforzheim schon lange nicht mehr. Wenn selbst im benachbarten Karlsruhe der sogenannte bürgerliche Mittelstand nur acht Prozent der Bevölkerung ausmacht, ist er in Pforzheim kaum noch vorhanden. Die Arbeitslosenquote ging zwar 2017 leicht zurück, dennoch bleibt die Stadt Schlusslicht in Baden-Württemberg. Fast jeder zweite Erwachsene...
Ein Bühnenbild wie ein Schrei. Schwarze Zeichen winden sich auf heller Leinwand: brutal hingeworfen wie gekrümmte Leiber, verrenkte Glieder, flehende Arme. Verkohlte Spuren eines grausamen Gemetzels. Händels Oratorium «Jephtha», das Achim Freyer am Hessischen Staatstheater Wiesbaden mit verstörender Bilderwut in Szene setzt, erzählt eine archaische Geschichte: Um...
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung, B = Bühnenbild
K = Kostüme, C = Chor, S = Solisten,
P = Premiere, UA = Uraufführung
WA = Wiederaufnahme
Deutschland
Aachen
Theater Aachen
Tel. 0241/478 42 44
theaterkasse@mail.aachen.de
www.theateraachen.de
– La traviata: 2., 8., 28.
– Don Giovanni: 6., 19.
– Poulenc, Dialogues des Carmélites: 15. (P), 21., 29.; 5., 17., 20., 26....