Wahn mit Methode
Woran liegt es, dass Wagners Opern sich in der Provinz besonders wohlfühlen? Ist es womöglich der schrullig-schlaue Plan des Meisters – er wandte sich bewusst von den Metropolen ab und dem verträumten oberfränkischen Bayreuth zu –, der da immer wieder fruchtet? Vor Jahren etwa in Meiningen (unter Kirill Petrenko), jetzt (im September) wieder in Westfalen, fast zeitgleich mit einer «Walküre» und neuen «Meistersingern»?
Die beiden Produktionen mit gleichen Maßstäben zu messen, hieße eigentlich, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Die «Walküre» in Minden stemmte der örtliche Wagner-Verband mit Privatmitteln, Sponsoren- und Stiftungsgeldern; die Detmolder «Meistersinger» produzierte das öffentlich subventionierte Landestheater. Doch beide Produktionen eint Größenwahn mit Methode und jene Not, aus der beide eine Tugend machen: Sie sind eigentlich zu klein für Wagners Mammutbesetzungen. Also wird fein und schlank musiziert und von den Sängern mustergültig artikuliert. Weder in Minden noch in Detmold gibt es die an großen Häusern selbstverständlichen Übertitel – trotzdem ist jedes Wort klar zu hören. Auf wundersame Weise kommt Wagner so zu sich.
Es sind keine Zufallstreffer, die den ...
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