Vor und nach der Revolution
Kein Wunder, dass der schwärmerische Lenski (etwas ungelenk: Claude Pia) rasend eifersüchtig wird: Freund Onegin und seine Olga (aufgekratzt, mit schönem, leichtem Mezzo: Anne Schuldt) tanzen sich beim Geburtstagsfest Tatjanas in eine Lust an Bewegung hinein, die sie schnell vom 19. ins 20.
Jahrhundert katapultiert und selbst vor Flamenco, Foxtrott, Cha-Cha-Cha und Rock-‘n’-Roll nicht halt macht!
Brigitte Fassbaenders Inszenierung des «Eugen Onegin» hat noch mehr solche präzise aus Musik und Handlung entwickelten Überraschungsmomente: Wenn in der ersten Szene die Feldarbeiter von unwürdigen Arbeitsbedingungen singen, ist das durch die Blume eine Anklage, die Larina (prägnant: Anne Pellekorne) schnell erstickt, indem sie mit Geldscheinen winkt und prompt heitere Lieder erntet. Die Abfuhr, die Onegin Tatjana erteilt, spiegelt sich am Ende in genau gleicher Körpersprache, wenn Onegin durch Tatjana zurückgewiesen wird: eine verzweifelt lange Umarmung, langsames Zu-Boden-Gleiten, Kauern wie ein Häuflein Elend.
Der junge Lette Janis Apeinis gestaltet mit fein-herbem, intensivem Bariton, perfekter russischer Diktion und natürlich-prägnanter Körpersprache einen weniger blasierten als früh ...
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Der Verdi des kleinen Mannes «Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Léhar ist dem kleinen Mann sein Puccini.» Mit diesem bissigen Bonmot hat Kurt Tucholsky 1931 in der «Weltbühne» mit Léhar auch Puccini der intellektuellen Verachtung preisgegeben. Er hätte sich dabei auf die kompakte Majorität der Fachleute berufen können – Gustav Mahler etwa, der «Tosca»...
Rostock ist überall, kurzsichtiges Kaputtsparen in Kommunen keine deutsche Spezialität. Aus dem norwegischen Bergen ist jetzt ein klassischer Fall von Kulturdemontage zu vermelden. Dort wurde der seit Jahren erfolgreich arbeitenden Vest Norges Opera kurzerhand die Subvention gestrichen. 1981 von der Dirigentin Anne Randine Øverby auf privater Basis gegründet und...
Für ihr neues Album «Souvenirs» wird Anna Netrebko im gala-bunten PR-Buch ein Text mit dem Beigeschmack hohen Schwachsinns in den Mund gelegt. Es sei «wie ein prächtiger Blumenstrauß mit den verschiedensten Blüten und Farben. Es soll eine wunderbare Palette an Gefühlen schaffen – Leidenschaft, Freude, Liebe, Zärtlichkeit». Zusammengestellt sei das Programm, so der...