
Berlioz: «Les Troyens», Joyce DiDonato (Didon), Marie-Nicole Lemieux (Cassandre), Marianne Crebassa (Ascagne), Michael Spyres (Énée), Stéphane Degout (Chorèbe), Hanna Hipp (Anna), Cyrille Dubois (lopas), Stanislas de Barbeyrac (Hylas) u.a. Chœur de l'Opéra national du Rhin, Badischer Staatsopernchor, Chœur philharmonique de Strasbourg, Orchestre philharmonique de Strasbourg, John Nelson; Erato 0190295762209 (4CDs); AD: 2017
Von innen glühend
Als der Regisseur John Dew 1987 an der Deutschen Oper Berlin «Les Huguenots» herausbrachte, war es – abgesehen von Joachim Herz’ Leipziger Inszenierung aus dem Jahre 1974 – die erste Aufführung von Giacomo Meyerbeers Chef d’Œuvre an einem führenden deutschen Opernhaus nach dem Krieg.
Dew behandelte das um etwa 90 (!) Minuten gekürzte Werk wie ein Musical-Frühchen, das er mit Effekten herrichtete, die beim Wiedersehen überständig wirken: Die Gruppen der «K» (Katholiken) und die der «P» (Protestanten) werden durch Cheerleader angeführt, in der Gartenszene planschen Hofdamen im Swimmingpool, die Königin kommt als Pop-Vamp daher, der letzte Akt endet an der Berliner Mauer in einem Kugelhagel. Dies zur Halbwertszeit modischer Aktualisierungen.
In der von Jesús López Cobos dirigierten Premiere feierte Pilar Lorengar einen ihrer letzten großen Triumphe, der amerikanische Tenor Richard Leech – was seiner Karriere einen mächtigen Schub gab – seinen ersten (beide sind mit der Jahrhundertmelodie des Duetts «Tu m’as dit» auf YouTube zu bewundern). Auch in der filmisch dokumentierten Aufführung von 1991, nun dirigiert von Stefan Soltesz, ist Leech in bester, wahrhaft hochfliegender Form zu ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Jürgen Kesting
Der Seufzer ist bekannt: Mit seiner Oper habe er sich die «Märtyrerkrone» erworben, klagte Beethoven. Das Projekt führte zuerst zu einem Misserfolg und zuletzt, knapp zehn Jahre später, zu einer Fassung, die sich bemüht, «Leonore» angesichts veränderter gesellschaftlicher, politischer und letztlich mentaler Voraussetzungen neu zu denken – und als «Fidelio» auch neu...
Tropfen. Erst ist es nur einer, der im Irgendwo herabsinkt, zeitlupenhaft vergrößert wie in Andrej Tarkowskijs «Nostalghia», als ins schier Unendliche zerdehnte Zeit. Nach dem Aufprall herrscht sekundenlang Stille, dann fällt ein weiterer Tropfen. Und dann sind es immer mehr, von überall her drängen sie, elektronisch verstärkt, herein, bis man förmlich umzingelt...
Die Tragödie beginnt als brillante Soap. Hochzeitsparty ist angesagt. Die Stimmung in der heruntergekommenen Wohnküche, die Johannes Leiacker quer auf die Bühne platziert hat, so dass ihre Spitze über den Orchestergraben ragt, treibt dem Höhepunkt zu. Die schon angetrunkenen Gäste bespaßen das Brautpaar Kreusa und Jason. Der übergriffige Brautvater Kreon – Shigeo...