Vom Geschmeide befreit
Konzertant – eine hübsche Untertreibung war das damals. Als im Februar dieses Jahres Kleopatra-Klone vor dem römischen Parco della Musica Programmhefte an die Besucher verteilten und drinnen die Banda der Staatspolizei in schmucken Uniformen dicht unter der Decke postiert war. Mit ungewohnt warmen Trompetenklängen schickte sie den Hit aus Giuseppe Verdis «Aida» in den 2700-Plätze-Saal – kein schmetterndes Spektakel, sondern ein Ereignis musikalischer Eleganz.
Das Konzert markierte das Ende einer Arbeits- und Aufnahmewoche: Solche aufwendigen Gesamteinspielungen leistet sich kaum einer mehr. Erst recht, wenn Superstars auf der Gagenliste stehen. Als Referenzaufnahme wurde die Box angekündigt, als «Aida» fürs neue Jahrtausend. Nun liegt die CD vor und rangiert tatsächlich sehr, sehr weit oben in der Diskografie des Werks. Das liegt nicht unbedingt an den Rollendebütanten Anja Harteros und Jonas Kaufmann, sondern am Dirigenten.
Fast alles, was Antonio Pappano derzeit anpackt, ob am Royal Opera House oder eben wie hier mit seiner Accademia Nazionale di Santa Cecilia, wird zu Gold. «Spätwerk», diese Einordnung verleitet ihn nicht zum Schwerlastverkehr, er blickt aus Verdis mittlerer ...
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Opernwelt November 2015
Rubrik: CD des Monats, Seite 31
von Markus Thiel
Vor hundert Jahren war Carl Goldmarks Name in aller Munde und seine Oper «Die Königin von Saba» ein Welterfolg. Elias Canetti, der als Kind im selben Wiener Haus wie der greise, am 2. Januar 1915 gestorbene Komponist wohnte, hat in seiner Autobiografie «Die gerettete Zunge» beschrieben, wie nach Goldmarks Tod am Tag des Begräbnisses die Straße «schwarz von Fiakern...
Der Schöpfer habe Italien, schrieb Mark Twain, nach Entwürfen von Michelangelo gemacht. Vielleicht, könnten spätere Generationen anmerken, auch nach jenen der Werbestrategen von Alfa Romeo. Von ihnen könnte jedenfalls das Bild auf dem Cover von Juan Diego Flórez’ neuem Album «Italia» stammen: la bella macchina in toskanischer Landschaft. Mit der Lässigkeit des...
Félicien David ist in die Geschichte eingegangen als Anhänger der sozialrevolutionären Bewegung um den Grafen Saint-Simon und als Komponist der Ode «Le Désert» («Die Wüste»), in der 1844 ein «authentischer», in Ägypten aufgezeichneter Muezzin-Ruf erklingt. Inzwischen wird er auch als Opernkomponist wiederentdeckt. Vor anderthalb Jahren veröffentlichte Naxos seine...
