Verhext
In seinem «Macbeth», so schreibt Verdi im Februar 1865 an den Pariser Verleger und Theaterdirektor Léon Escudier, gebe es im Grunde genommen nur drei wichtige Partien, nämlich die Titelrolle, die Lady und – den Hexenchor. Denn, so notiert er weiter, die «Hexen beherrschen das Drama; alles stammt von ihnen. Sie bilden wirklich eine Persönlichkeit, und zwar eine von allerhöchster Bedeutung». Nadja Loschky hat ihre Oldenburger Inszenierung der Shakespeare-Oper offensichtlich unter dieses Motto gestellt: Die Hexen sind bei ihr allgegenwärtig.
Auch dort, wo sie nicht zu singen haben, werden sie zu stummen Drahtzieherinnen des Geschehens.
Etwa in Macbeths Monolog im ersten Akt, wo er den Dolch beschreibt, mit dem er Duncan ermorden wird, und von einem Dutzend mit Messern bewehrter Hexen bedrängt wird. Oder im Bankett des zweiten Akts, wenn die Hexen sich unter die Festgäste mischen und die Geist-Erscheinung Bancos inszenieren. Zur Schlüsselszene wird der Beginn des Finalsextetts im ersten Akt, der Moment des simultanen Erschreckens über den gewaltsamen Tod des Königs: Hier sorgen die Hexen dafür, dass die schwangere Lady auf offener Bühne eine blutige Fehlgeburt erleidet, die ihre ...
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