Vergnüglich
Jules Massenets lange – wie die Titelfigur – ein wenig vernachlässigte «Cendrillon» scheint sich zu einem heimlichen Hit der Saison zu entwickeln. Nach Aufführungen in Paris und Wien wird seinem Aschenbrödel ab Juli auch in London der gläserne Schuh angepasst. Und das dann in einer komisch effektvollen Inszenierung aus Santa Fe, die nächste Spielzeit nach Brüssel weiterreist.
Als gute Fee für das reizvolle, im dritten Akt ein wenig sentimental-langatmige Werk agiert hier an wechselnden Orten freilich ein dirigierender Tanzbär: der sich mit seinen Musiciens du Louvre bis ans Ende des 19. Jahrhunderts vorantastende Marc Minkowski. Er liebt das Stück, will es aber weder mit Zuckerwatte verkleben noch in süßlichem Kitsch ersäufen. Mit ruppigem Blech und gespitzten Streichern erden er und seine fabelhaften Musiker diese feinsinnige, manchmal auch tranige Partitur und spitzen sie zu. Aus zuckrigem Lyrismus wird so bisweilen komisch robuster, durchaus trompetendröhnender Offenbach. Das ähnelt mal ein wenig klapperndem Mendelssohn-Feenspuk, dann wieder mürbem Konfekt.
Massenet, Chronist und Verklärer des Fin de Siècle, nannte seine1899 uraufgeführte «Cendrillon» «Conte de fées» ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Manuel Brug
«Es war einmal», schrieb er damals auf den blauen Vorhang. Die Kreide quietschte, während im Graben des Münchner Nationaltheaters das Es-Dur-Vorspiel heraufdämmerte – was orthodoxe Wagnerianer prompt erboste. Obgleich Robert Tear noch keinen Ton in diesem «Rheingold» gesungen hatte, galt er sogleich als Bösewicht. Zweieinhalb Stunden später, als der Brite die...
New York ist für Rossinis «Le Comte Ory» kein Neuland: Nachdem Thomas Schippers die Oper 1962 mit den Philharmonikern und Solisten wie Judith Raskin (Adèle), Shirley Verrett (Isolier) und Norman Treigle (Gouverneur) auf den Spielplan gesetzt hatte, fand das Werk 1979 auch in das Repertoire der City Opera Eingang, geadelt durch so ausgewiesene Rossini-Interpreten...
Zwischen 1945 und 1990 hat man Arrigo Boitos «Mefistofele» in Deutschland, wenn überhaupt, dann nur konzertant gespielt. Seitdem scheint sich eine leise Renaissance des Werks anzudeuten, an der sich jetzt Lübeck (in Koproduktion mit Kaiserslautern und Regensburg) mit einer rundum stimmigen Aufführung beteiligte.
«Und jedermann erwartet sich ein Fest» – Heidrun...
