Vergiftet
Weißkühl und zugig ist die Bühne, die Henrik Ahr für die Düsseldorfer «Arabella» entworfen hat. Ohne Raum zum Rückzug, Winkel für Vertraulichkeiten. Im Gegenteil: Die hintere Wand bilden zwei portalhohe, zusammen bühnenbreite Drehtüren, durch die immerfort einer hineingeweht oder hinausgeblasen wird. Ein solcher Ort lässt sich unmöglich kontrollieren; diese Erfahrung macht Zdenka gleich in der ersten Szene.
Während Mutter Adelaide mit der Kartenaufschlägerin schäkert, kämpft sie mit einem steten Zustrom von Paketsendungen und Rechnungen – und hat damit gerad’ so viel Erfolg wie Sisyphos mit seinem Fels.
Angesichts der Schachteltürme darf man vermuten, dass am Niedergang der Familie Waldner Adelaides Shopping-Wahn nicht minder schuld ist als die Spielsucht des Rittmeisters a.D. Der eigene Verantwortungsmangel beschwert die Eltern freilich kaum – sie können’s kaum erwarten, die Töchter zu verscherbeln, und sind auf dem Fiaker-Ball weit mehr in ihrem Element als der Nachwuchs. Regisseurin Tatjana Gürbaca führt uns an diesem Paar auf amüsante Weise die so gar nicht amüsante Zukunft vor, die Arabella an der Seite eines der drei Grafen bevorstünde: In ihren 80er-Jahre-Klamotten gehaben ...
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Opernwelt November 2015
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Wiebke Roloff
Wieder ertönt das weiße Rauschen mit diesem dröhnenden Brummen. Eine aus der Gruppe von acht Leuten, die sich bis hierhin brav von Raum zu Raum bewegt hat, stößt eine Klapptür auf, wir folgen, verharren in einer Schleuse (das Dröhnen!), gelangen auf ein Zeichen durch die nächste Tür in eine Art Wartezimmer. Kitschige Tapetendrucke, ein Zimmerbrunnen spült klares...
Ich habe eine große Dummheit begangen. Ich geb’s zu: Ich hab’s getan. Ich habe mir selbst im Fernsehen zugeschaut.
Heute wird ja praktisch jede Produktion irgendwann mitgefilmt. Ich versuche schon gar nicht mehr, die Verträge für das Zeug zu verstehen. Es ist noch nicht lange her, da war die Medienpauschale eine große Sache. Eine Menge Kohle sprang dabei raus,...
In Winrich Hopp, dem künstlerischen Kopf der Münchner musica viva-Konzerte und des Berliner Musikfestes, hat das Werk Karlheinz Stockhausens seinen heute wohl energischsten unabhängigen Fürsprecher. Unabhängig deshalb, weil Hopp die experimentell forschende, weitgespannte Fantasie dieser Zukunftsmusik in den Fokus rückt, ohne deren esoterische Verpackung allzu...
