Hanns Eisler: «Lieder Vol. 2», Holger Falk (Bariton), Steffen Schleiermacher (Klavier); DG MDG 613 2040-2 (CD); AD: 2017
Verdeckte Ironie
«Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied – ein garstig Lied!» Das Wort des Mephisto aus Goethes «Faust» diente als Keule, die gegen Hanns Eisler geschwungen wurde, den Komponisten agitatorischer Lieder und insbesondere der DDR-Nationalhymne. Der Schönberg-Schüler hatte anno 1935 verkündet, «das Kampflied» sei das «einzige Volkslied des Proletariats».
Für ihre erste von geplanten vier CDs (OW 11/2017) hatten der Bariton Holger Falk und der Pianist Steffen Schleiermacher 27 Lieder aus der Zeit zwischen 1929 bis 1937 (dem Jahr von Eislers Emigration) ausgewählt, die – setzt sich die soziale und ökonomische Spaltung unserer Gesellschaft weiter fort – neue Aktualität gewinnen müssten.
Die zweite CD versammelt 39 Lieder, die zwischen 1948, dem Jahr der politisch erzwungenen Rückkehr Eislers aus den USA nach Deutschland, und 1962, dem Todesjahr des zunehmend resignierten Komponisten, entstanden. Es sind Lieder von epigrammatischer Kürze; zu den längeren gehört die Hymne auf das «Deutschland einig Vaterland», die Nationalhymne der DDR, für die Holger Falk ebenso den von Eisler gewünschten «würdigen und menschlichen Ton» findet wie für die fünf aus den 19 «Neuen Deutschen Volksliedern», ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Jürgen Kesting
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