Verbotene Liebe

Peter Eötvös’ «Love and Other Demons» aus Glyndebourne, Leonard Bernsteins «West Side Story» aus San Francisco

Opernwelt - Logo

Für den Broadway hat er noch nicht geschrieben. Und es deutet derzeit nichts darauf hin, dass Peter Eötvös mit dem Gedanken spielt, mal einem Frederick Loewe, Richard Rogers, Irving Berlin oder sagen wir: einem Kurt Weill respektive Leonard Bernstein nachzueifern. Aber das musikästhetische Denken des ungarischen Komponisten kennt keine Tabus, weder bei den Genres noch bei den Ausdrucksmitteln. Durchaus möglich also, dass Eötvös eines Tages Lust verspürt, das Musical neu zu erfinden.

Als avantgardegeschulter, theatersüchtiger Praktiker, der in bisher neun Bühnenwerken immer wieder sein Gespür für wirkmächtige Stoffe sowie seine Gabe offenbarte, mit suggestiven Klängen griffige Geschichten zu erzählen.

Zumal in «Love and Other Demons» nach Gabriel García Márquez – jenem Auftragswerk des Glyndebourne Festivals und der BBC, das 2008 uraufgeführt und seither vielfach nachgespielt wurde. Aus den Motiven der Story – eine verbotene Liebe zwischen Eros und Moral, Wunsch und Wahn, Magie, Macht und Klerus – hätte sich gewiss auch ein grelles Grusical stricken lassen. Für Glyndebourne entwarf Eötvös (mit seinem Librettisten Kornél Hamvai) freilich ein gestandenes Musikdrama, das – allen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Händel revisited

«Rodelinda» stand 1920 am Beginn der Händel-Renaissance. Heute wird die Oper eher selten gespielt, und auch die Aufführung im Theater an der Wien, die am 20. März 2011 Premiere hatte und jetzt auf DVD vorliegt, wird ihr keinen neuen Auftrieb geben. Dabei besitzt die musikalische Wiedergabe unter Nikolaus Harnoncourt durchaus ihre Meriten. Der Altmeister beweist,...

Tragik der Landeier

Vrenchen und Sali könnten glücklich sein. Wenn sie nicht das Pech hätten, aus zwei verfeindeten Bauernfamilien zu stammen. Und sie die gehässige Gesellschaft nicht in den Tod triebe. So funktioniert die gängige Lesart von Gottfried Kellers berühmter Novelle «Romeo und Julia auf dem Dorfe». Frederick Delius hat in seiner gelegentlich wieder aufgeführten Oper die...

Zur Kenntlichkeit entstellt

Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin. In der Lübecker Aufführung von Hector Berlioz’ «La Damnation de Faust» darf Marguerite nicht als unschuldige Seele dem Ruf der himmlischen Geister folgen. Sie ist vielmehr ein gefallener Engel, der sich in einen Vamp verwandelt und den Verderber umarmt, lasziv küsst: Méphistophélès. Marguerite hat viel...