Umkehrungen
Etwas speziell geht es fast immer zu bei Jürg Wyttenbach, dem bald achtzigjährigen Berner, der seit Jahrzehnten in Basel wirkt und dort viel bewegt hat: als Pianist, als Komponist, als Dirigent, als Programmgestalter. Etwas speziell ging es auch beim «WyttenbachMatterial» zu, das diesen Sommer vom Lucerne Festival vorgestellt worden ist. Dies im Rahmen einer ganztägigen, auch als Ganzes konzipierten Hommage – einer mehr als gerechtfertigten Würdigung dieses vielseitigen Musikers.
Im «WyttenbachMatterial», einer Sammlung verschiedener Stücke des Komponisten, singen die Geigerin, die Klarinettistin, der Cellist, während umgekehrt die acht Profisänger der Basler Madrigalisten unter der Leitung von Raphael Immoos auch das Orchester mimen. Leicht fiele es, solche Umkehrungen als Gags abzutun. Das ginge freilich daneben, bilden sie doch die Hauptsache. Wyttenbach ist so etwas wie das enfant terrible der Schweizer Neuen Musik, vergleichbar vielleicht mit Mauricio Kagel, mit dem ihn die Liebe zum musikalischen Theater und zur witzigen Dekonstruktion des scheinbar Festgefügten verbindet.
Woher Wyttenbach kommt, nämlich aus der strengen Avantgarde, ließen in einem Vorkonzert die «Divisions» ...
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Opernwelt November 2015
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Peter Hagmann
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