Strauss: Der Rosenkavalier
Zwei Marschallinen, eine (Elisabeth Whitehouse) an der Rampe singend, die andere (Christiane Libor) lippensynchron in Kostüm und Maske spielend: Solche Doppelungen aus Krankheitsgründen sind nicht mehr ungewöhnlich und doch immer wieder eine Nervenprobe für alle Beteiligten.
Wie anders wäre es zu erklären, dass die später theatralisch und musikalisch ausdifferenzierte Aufführung den ganzen ersten Akt lang Unruhe, Anspannung und Nervosität auch im Orchester offenbarte, dass die Tempi gehetzt wirkten, kaum ein Instrumentalsolo die richtige Farbe und Dynamik hatte, vom lockeren Konversationston wenig zu spüren war? Doch mit der Rosenüberreichung schienen alle Probleme wie weggewischt.
Regisseurin Helen Malkowsky hatte die Mischung aus festlichem Prunk, Liebeslyrik und derber Komik im zweiten Akt bewundernswert detailgenau im Griff und konnte im sonst so oft peinlichen dritten Akt den Kontrast von Slapstick und großen Gefühlen sogar noch steigern. Harald Thors Bühnenelemente, je nach Drehung klassizistische mit indirekter Beleuchtung, die an Museumsräume denken lassen, oder holzvertäfelte, die wie historische Wirtshäuser bzw. Studierkabinette wirken, wurden sehr beweglich ...
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