Spinnweben in den Celli
Als luxuriöses Dekor der Intimität setzt Erich Wolfgang Korngold das Orchester in seiner Oper «Die tote Stadt» ein. Der sagenhafte Erfolg dieses Stücks, das schon ein Jahr nach seiner deutschen Uraufführung – am 4. Dezember 1920 – an der Met in New York herauskam, liegt vor allem darin, den Ersten Weltkrieg nicht als Bruch mit der opulenten Lyrik des deutschen Fin de Siècle akzeptiert zu haben. Korngold setzt auf Kontinuität.
Und wenn seine Hauptfigur Paul in Brügge, dem Symbol der Moderneresistenz, um seine Frau Marie trauert, dann hilft Korngold seinem Helden wie seinen Hörern über den Verlust hinweg, indem er musikalisch absichert, dass man sich von Liebgewordenem nicht lossagen muss, um weiterzuleben. Es sind die orchestral gepolsterten Intérieurs aus den Orchesterliedern von Richard Strauss um 1900, mit denen auch Korngold die Innenansichten seines Helden möbliert.
In Chemnitz trägt, ganz folgerichtig und tief anrührend, die Robert-Schumann-Philharmonie unter ihrem Generalmusikdirektor Frank Beermann das Stück. Celesta und Triangel haben viel zu tun, um die Welt glitzern und funkeln zu lassen. Beermann hält auf Zartheit und verhindert, dass diese klangliche Verführung zu sehr ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Jan Brachmann
Jubilare
Sie wurde 1934 in der bulgarischen Schwarzmeerstadt Bourgas geboren. Als Kind begleitete sie sich selbst auf dem Akkordeon, Gesang studierte sie in Sofia. Ihr professionelles Debüt als Opernsängerin gab Raina Kabaivanska mit 24 Jahren als Giorgetta in Puccinis «Il tabarro» am Theater von Vercelli in Norditalien. Schon zwei Jahre darauf stand sie an der...
Frau Schneiderman, 1984 wechselten Sie von Heidelberg nach Stuttgart.
Ja, im Herbst vor genau 30 Jahren. Meine erste Rolle hier war die Cenerentola.
Welche Bedeutung hat das Ensemble für Sie?
Wenn man sich für eine Stadt entschieden hat, dann ist das Ensemble enorm wichtig. Es ist eben anders als bei einem Gastspiel, bei dem es zwar temporär zu einer familiären...
Piotr Beczala hatte im vergangenen Jahr ein Operettenalbum vorgelegt, das die Fans des Genres restlos glücklich machte. Die sämige Geschmeidigkeit seines lyrischen Tenors, die leicht slawische Sprachfärbung, die k.u.k-Nostalgie beschwört, der spürbare Spaß am Kitsch. Der Pole kommt den großen Vorbildern aus der Schellack-Ära sehr nahe, vor allem Richard Tauber....
