
Philippe Jaroussky: The Händel Album. Philippe Jaroussky (Countertenor), Artaserse; Erato 0190295774455 (CD); AD: 2017
Sehnen und Seufzen
Man wusste es. Und staunt dann doch. Erstmals widmet Philippe Jaroussky einem seiner erklärten Lieblingskomponisten ein ganzes Album. Auf der Bühne hat der französische Countertenor schon etliche Händel-Partien verkörpert, von Rinaldo und Serse über Ruggiero in «Alcina» bis zu Didymus im Oratorium «Teodora». Nun aber ist er – an der Spitze des von ihm selbst 2002 gegründeten Ensembles Artaserse – ins Studio gegangen, um Arien vorwiegend aus zehn (eher unbekannten) Opern des barocken Genius aufzunehmen.
Gleich das erste Stück, Tirintos Anrufung des Liebesgottes Amor aus «Imeneo», er möge ihm seine Verlobte Rosmene zurückgewinnen («Se potessero i sospir’ miei» ist eine delikate Variation von Davids «O Lord, whose mercies numberless» aus dem kurz vor «Imeneo» entstandenen biblischen Oratorium «Saul»), gibt die Tendenz wieder, die sich im Verlauf des Albums verdichtet: Jarousskys Stimme glänzt vor allem dort, wo es ans Sehnen und Seufzen, ans Schwelgen und Schmachten geht; wo sie, insbesondere in der Mittellage, mit leichtgängigen Appoggiaturen, gedehnten Schwellern und anmutig-virtuosen Koloraturen die Affekte versiert zu pointieren vermag.
Phrasierung und Artikulation sind ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Jürgen Otten
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