Risorgimento und Totenklage

Zerrissene Einheit: Von Protesten gegen Berlusconis Kultursparpolitik grundiert, zelebrierte Riccardo Muti am Teatro dell’Opera in Rom Verdis «Nabucco»

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«Schäm’ dich!» – ein Zuschauer konnte sich nicht zurückhalten, als der römische Bürgermeister Gianni Alemanno vor der «Nabucco»-Premiere auf die Bühne des Teatro dell’Opera trat, um die gravierenden Subventionskürzungen im italienischen Kulturhaushalt anzuprangern, beschlossen von jener Regierung Berlusconi, die Kultur als etwas potenziell «Linkes» und damit Kürzenswertes ansieht und deren größter Koalitions-Partei Alemanno selbst angehört.

Seit Wochen machen Kulturschaffende und Politiker auf die verheerenden langfristigen Folgen des Sparpakets «Milleproroge» («Tausend Stundungen») aufmerksam. Denn die darin enthaltene Reduzierung des Kulturfonds FUS (Fondo Unitario dello Spettacolo) betrifft alle darstellenden Künste, Kino, Musik, Forschung und Lehre. So droht den Filmstudios in Cinecittà ebenso das Aus wie Förderprogrammen zur musikalischen Früherziehung oder für die wertvollste Musikbibliothek in Neapel.

Vor diesem deprimierenden Hintergrund begannen am 12. März die offiziellen Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der Einheit Italiens: Am 17. März 1861 war Vittorio Emanuele von Savoyen zum ersten italienischen König gekrönt worden und Italien nach jahrhundertelanger ...

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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Sabine Radermacher

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