Renaissance?
An Giacomo Meyerbeers Tod nahm ganz Europa Anteil: Am 6. Mai 1864, vier Tage nach seinem Hinschied, begleiteten drei Musikkorps der französischen Armee die von sechs Pferden gezogene Kalesche mit seinem Sarg. Mehr als zwei Stunden dauerte die Prozession über die Champs-Elysées und die Boulevards zum Pariser Nordbahnhof, wo der Wartesaal für die offizielle Trauerfeier schwarz ausgekleidet worden war.
Zwei Tage später in Berlin wurden die sterblichen Überreste vom Potsdamer Bahnhof ins Palais der Familie am Pariser Platz überführt – heute findet sich dort, unmittelbar neben dem Brandenburger Tor, unter anderem das Restaurant Tucher. Am nächsten Morgen geleiteten drei Kavalleriekorps den Katafalk mit einem Zwischenhalt vor der Linden-Oper zum Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee.
Unbestritten galt der 1791 geborene Berliner als der bedeutendste Opernkomponist seiner Zeit. Der wenige Monate jüngere Rossini lebte von seinen Renten, nachdem er sich schon 1829 aus dem Operngeschäft verabschiedet hatte. Verdi wurde trotz seines weltweiten Erfolgs («Don Carlos», «Aida» und «Otello» waren freilich noch nicht komponiert) ausschließlich als italienischer Komponist angesehen, von Richard ...
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Opernwelt Mai 2014
Rubrik: Essay, Seite 20
von Anselm Gerhard
Die Uraufführung der Volksoper «Die vier Grobiane» 1906 in München katapultierte den Deutsch-Italiener Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) in die Herzen des wilhelminischen Opernpublikums; in der Gunst der Kritiker rangierte sie gleichauf mit Werken von Richard Strauss. Drei Jahrzehnte später bescherte die (unerwiderte) Verehrung seitens der Herren Goebbels,...
Ob die Erkenntnis, alles sei schon mal dagewesen, tatsächlich vom legendären Rabbi Akiba ben Josef stammt, wissen wir nicht. Eher anzunehmen, dass der Dramatiker Karl Gutzkow ihm diesen Spruch in den Mund gelegt hat. Auf jeden Fall erleben wir beim Betrachten der Inszenierung von Verdis «Luisa Miller» aus dem Opernhaus zu Malmö ein solches Déja-vu. Denn das...
Helge Leiberg sitzt im Parkett des Magdeburger Opernhauses an Overhead-Projektoren und malt. Was er auf die Folien wirft, wird live auf Leinwände und Personen projiziert, auch auf Marie-Luise Strandts weißen Kubus, der mittlerweile zu so etwas wie einem Markenzeichen der Inszenierungen von Arila Siegert geworden ist. Diesmal wirkt er verbraucht. Wenn Titelheld Otto...