Renaissance?

Bemühungen, Giacomo Meyerbeer im Repertoire zu verankern, gibt es viele. Geglückt ist es bisher nicht. Überlegungen zum 150. Todestag eines europäischen Komponisten

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An Giacomo Meyerbeers Tod nahm ganz Europa Anteil: Am 6. Mai 1864, vier Tage nach seinem Hinschied, begleiteten drei Musikkorps der französischen Armee die von sechs Pferden gezogene Kalesche mit seinem Sarg. Mehr als zwei Stunden dauerte die Prozession über die Champs-Elysées und die Boulevards zum Pariser Nordbahnhof, wo der Wartesaal für die offizielle Trauerfeier schwarz ausgekleidet worden war.

Zwei Tage später in Berlin wurden die sterblichen Überreste vom Potsdamer Bahnhof ins Palais der Familie am Pariser Platz überführt – heute findet sich dort, unmittelbar ­neben dem Brandenburger Tor, unter anderem das Restaurant Tucher. Am nächsten Morgen geleiteten drei Kavalleriekorps den Katafalk mit einem Zwischenhalt vor der Linden-Oper zum Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee.

Unbestritten galt der 1791 geborene Berliner als der bedeutendste Opernkomponist seiner Zeit. Der wenige Monate jüngere Rossini lebte von seinen Renten, nachdem er sich schon 1829 aus dem Operngeschäft verabschiedet hatte. Verdi wurde trotz seines weltweiten Erfolgs («Don Carlos», «Aida» und «Otello» waren freilich noch nicht komponiert) ausschließlich als italienischer Komponist angesehen, von Richard ...

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Opernwelt Mai 2014
Rubrik: Essay, Seite 20
von Anselm Gerhard

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