Es ist alles gesagt: Clémentine Margaine (Fidès), Gregory Kunde (Jean de Leyde) und Elena Tsallagova (Berthe); Foto: Joachim Fieguth

Plattgemacht

Meyerbeer: Le Prophète
Berlin | Deutsche Oper

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Nein, Jean de Leyde erschießt sich nicht; laut Libretto flüchtet er sich zuletzt in die Arme seiner Mutter Fidès. Jeans Geliebte Berthe wiederum rennt keineswegs feige von der Bühne, sie ersticht sich. Indem die Berliner Inszenierung dem wankelmütigen Propheten ein halbwegs heroisches Ende gönnt, der jungen Frau jedoch genau diese mutige Tat abspricht, werden die von Scribe und Meyerbeer entworfenen Charakterbilder ins Gegenteil verkehrt.

«Le Prophète» ist ja nicht nur ein Drama über rohe Klassenherrschaft und tragische, weil dieselben Mechanismen reproduzierende Revolutionen – das 1849 in Paris uraufgeführte Werk gehorcht auch einer durchaus gängigen Opernlogik: schwache Männer, starke Frauen!

Leider interessiert sich Regisseur Olivier Py dafür überhaupt nicht. Wofür aber dann? Auf jeden Fall für nackte, vorwiegend männliche Oberkörper. Man sieht sie in den sadistischen Attacken der Soldateska, in der berühmten Schlittschuhläufer-Szene, die hier als Turner-Ballett abgespult wird, zeitlupenlangsam diverse Gewaltexzesse aneinanderreihend, und man sieht diese Nudisten, mittlerweile auch unten herum von den sowieso unbeträchtlichen Kostümteilen befreit, in der spießigsten Szene des ...

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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Volker Tarnow

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