Gehäutet: Audrey Bonnet als Jeanne d'Arc in Romeo Castelluccis Erweiterung des Stücks von Arthur Honegger; Foto: Theater/Bertrand Stofleth
Offen für alle
In der schwarzen Theaterhöhle von Jean Nouvel hat die Zukunft längst begonnen. Vor der Tür steppt die Breakdance-Szene, drinnen findet man das vermutlich jüngste Ballett- und Opernpublikum der Welt. Egal, ob Monteverdi, Strauss und Wagner oder mal wieder ein brandneues Stück läuft. Dass die Opéra de Lyon in der Stadt zwischen Rhône und Saône heute talk of the town ist, hängt nicht nur mit einer klugen, experimentierfreudigen Programmpolitik und künstlerischer Qualitätsarbeit zusammen, sondern auch mit einer beispiellosen Verankerung in der Gesellschaft.
Wie hat es das «Opernhaus des Jahres» auf die Höhe unserer Zeit geschafft?
Eindrücke vom «Tatort» und ein Gespräch mit Intendant Serge Dorny
Lyon, flussgeteilte Schönheit an Rhône und Saône, ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt für feine Seidenstoffe und seit Paul Bocuse für exquisites Essen. Den Opernaficionados aus aller Welt wurde die Stadt erst zu einem Begriff im Laufe der letzten 14 Jahre. Wofür es drei gute Gründe gibt.
Erstens: das Haus. Es ist nicht groß, aber einzigartig. Die Architektur: hochdramatisch, ein Schock. 1985 hatten die Stadtväter Lyons dem Architekten Jean Nouvel plein pouvoir gegeben für Entkernung und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Opernhaus des Jahres, Seite 6
von Eleonore Büning
Schon zu Lebzeiten stand er im Schatten Puccinis. Nicht, dass die Bühnenwerke des vor 150 Jahren, am 28. August 1867, in Süditalien geborenen Apothekersohns damals durchgefallen wären. Selbst heute kaum gespielte Opern, etwa «Siberia», des Komponisten Lieblingsstück, entfalteten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durchaus Wirkung. Auch weil sich mit der...
Luthers Wittenberger Thesenanschlag hallt bis heute nach. Nicht zuletzt auf der Opernbühne. Immer wieder
hat die vor 500 Jahren formulierte reformatorische Idee von der Freiheit des (Christen-)Menschen Komponisten beschäftigt. Aber auch deren Pervertierung: Gewalt und Terror im Namen Gottes, etwa in Gestalt der Münsteraner Wiedertäufer. (Protestantischer) Glaube...
Das macht ihm vermutlich keiner nach – sowohl in Shakespeares Tragödie als auch in der «Lear»-Oper von Aribert Reimann den gebrochenen König zu verkörpern. Für Franz Mazura war das kein Problem. Seit über 60 Jahren ist der schauspielbegeisterte Bassbariton auf allen Brettern dieser Welt zu Hause. Und solange Körper
und Stimme mitspielen, wird Mazura auch weiterhin...
