Mit wachem Geist

Christian Gerhaher spricht über die ganze Welt der Kunst

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Am Ende wurde gespart. Leider. Denn ein Buch wie dieses verdient ein Register. Man möchte gern nochmals nachschlagen, will vergleichen. Doch das funktioniert nur, wenn man beim Lesen selbst einen Zettel mit Stichworten füllt. Dabei ist dieses Buch so reich an Thesen und Beobachtungen, an streitbaren und unzweideutigen. Einige Beispiele: «Es wird viel zu häufig von der Stimme statt vom Singen gesprochen», sagt Christian Gerhaher etwa, oder: «Ein wichtiger Schutz für junge Sänger ist in meinen Augen, nicht zu früh mit der Oper zu beginnen.

Das hat nichts mit der Lautstärke oder dem dramatischen Fach zu tun.» Oft schränkt Gerhaher seine Thesen ein mit «ich finde» oder «nach meiner Beobachtung». Der Sänger erhebt nie den Anspruch auf absolute, allgemeingültige Wahrheiten, zumal er die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse gern mit bescheidenem Understatement paart. Als Leser möchte man ihm am liebsten in jedem Absatz entweder energisch zustimmen, seine Gedanken weiterspinnen, weil er sie so spannend und anschaulich formuliert, oder aber, in Einzelfällen, auch widersprechen – etwa wenn er die «Deutschen Volkslieder» von Johannes Brahms abkanzelt. Brahms zählt ohnehin nicht zu den ...

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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Christoph Vratz

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