Kein Tausendsassa
Als vor genau zwanzig Jahren an der Deutschen Oper Berlin die letzte «Rigoletto»-Premiere stattfand, blieben in den meisten Kritiken für den Dirigenten nur wenige Worte. Hans Neuenfels hatte inszeniert – und war in Bestform. Aber auch der Mann am Pult war in Bestform. Silvio Varviso leitete diese Aufführung mit Zurückhaltung, Eleganz, Schwerelosigkeit und viel Sensibilität für die Sänger. Das Blech klang, was beim mittleren Verdi selten vorkommt, nie patzig. Man war erstaunt, wie viele Mittelstimmen es im Orchestersatz gab.
Solche Qualitäten haben Varviso Einladungen an die Met in New York (wo er in der Ära Rudolf Bing oft gastierte), an Londons Covent Garden und nach Glyndebourne eingetragen. Ausgebildet wurde der 1924 geborene Dirigent in seiner Heimatstadt Zürich und von Clemens Krauss. Ein erstes Engagement führte 1944 nach St. Gallen. In den fünfziger Jahren war er musikalischer Chef in Basel. Dann folgten schnell internationale Angebote. In Berlin hat Varviso schon 1958 dirigiert, bei den Bayreuther Festspielen ab 1969 «Holländer», «Lohengrin» und «Meistersinger» (eine Aufführung, die 1974 auf Schallplatte festgehalten wurde). Ab 1965 wirkte er als GMD in Stockholm, von ...
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Der...