Hadern mit dem Augenschein
In diesem Jahr feiern gleich drei bedeutende Komponisten aus dem Ostseeraum einen runden Geburtstag: Jean Sibelius, Carl Nielsen und Alexander Glasunow. Dass ihnen alles Theatralische fremd gewesen wäre, kann man nicht behaupten. Doch für die Opernbühne interessierten sie sich, wenn überhaupt, nur am Rande. Der ganze Stil sei «banal», urteilte Sibelius. Ein Gefühlskraftwerk à la Wagner oder Puccini brauche niemand, meinte Nielsen (der die Gattung gleichwohl um zwei Werke bereicherte). Und Alexander Glasunow hatte vieles, aber keine Lust auf Musiktheater.
Warum eigentlich? Überlegungen zu einer Hemmung, die sich vielleicht erschließt, wenn man den Zusammenhang von Adel, Algenwuchs und Orgelbau, von Kirchturmhöhen und Lichtfall im hohen Norden einbezieht.
Von einer Naturgeschichte der Kunst sind wir noch immer weit entfernt. Zwar ging schon Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen «Vorlesungen über die Ästhetik» 1820 davon aus, dass die verschiedenen Künste «mit der Naturseite eines Volks im Zusammenhange» stehen müssten. Bislang sind nur die Beziehungen zwischen Sozial- und Gattungsgeschichte näher untersucht worden. Allerdings weist der Geobotaniker und Pflanzenökologe Hansjörg ...
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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Sibelius, Nielsen, Glasunow 150, Seite 74
von Jan Brachmann
Wie eine Walze aus Leibern rollt der Chor die Terrassenbühne hinunter auf das Publikum zu. Bildet einen Schwarm, der sich zusammenzieht, auseinanderstiebt. Beben der Furcht, Wogen der Ekstase, Stürme der Wut: Masse ist Macht.
Es gibt Chordirigenten, die «Moses und Aron» nachts nicht schlafen lässt. Schönbergs Oper ist kein Zuckerschlecken. Abhängig von totaler...
Zum zweiten Mal in der Geschichte der «Opernwelt»-Umfrage stehen gleich zwei Häuser ganz oben. Vor acht Jahren war die Doppelspitze – das Theater Bremen und die Komische Oper Berlin – eine echte Überraschung. Diesmal lag das Ergebnis in der Luft: Immer wieder hatten das Nationaltheater Mannheim und die Oper Frankfurt unter dem Strich mit hohen Quoten abgeschnitten....
Noch immer hat niemand die Lücke geschlossen, die sie nach ihrem Abschied von der Opernbühne 1997 hinterließ. Welche Sopranistin reicht heute an ihre Vitellia, Abigaille oder Leonora heran? Fast vergessen ist, dass Julia Varady sich auch vehement für Musik des 20. Jahrhunderts einsetzte. Davon zeugt nicht zuletzt ein CD-Recital mit Liedern von Kodály, Bartók,...
