Großer Spaß
Diese grandiose Groteske, die György Ligeti nach der Vorlage des flämischen Dramatikers Michel de Ghelderode schuf, lässt offen, wer in diesem absurden Theater nun wirklich der personifizierte Tod des Werktitels ist.
Ein charismatischer Gaukler, der all den schrägen Gestalten des heruntergekommenen imaginativen Breughel-Lands einen höllischen Schrecken einjagen will und ihnen den Spiegel vorhält? Ein manipulativer Taschenspieler, der mit allzu menschlichen Ängsten spielt? Oder doch ein demagogischer Scharlatan, der dem dekadent verblödeten Volk sogar die Lüge vom nahenden Weltuntergang auftischen kann?
Martin G. Berger stellt uns den großen Makabren in seiner Schweriner Neuinszenierung als Avatar vor, der in staksigem Gang aus einem Videospiel heraus- und in die Opernhandlung eintritt. Möglich macht dies das spätpubertierend langhaarige Söhnchen von Domina Mescalina und ihrem spießigen Astronomengatten Astradamors. In seinem Kinderzimmer sehnt sich der Knabe angesichts einer hyperkomplex gewordenen Welt nach den einfachen Antworten seiner Comic-Heroen. So ein krasser Antiheld wie Nekrotzar müsste es jetzt richten. «Der Junge» als hier hinzuerfundene Figur von Ligetis ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Peter Krause
Das Publikum war verzückt. Da war ein Werk in der Welt, das man nicht kannte, nicht kennen konnte, weil es sich in den Tiefen verstaubter Schubladen verbarg. Dank der unermüdlichen Forschungen des Kunsthistorikers Oskar Hagen wurde der Schatz gehoben, und das nur zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges (in den die Deutschen anfangs mit der allergrößten...
«Passion» hat Véronique Gens ihr neues Album genannt, mit dem die französische Sopranistin zu ihren künstlerischen Wurzeln zurückkehrt. Gemeinsam mit Louis-Noël Bestion de Camboulas, dem Leiter des sie begleitenden Ensemble Les Surprises, hatte sie den zündenden Einfall, die für die französische Barockoper so typischen kurzen Airs und deklamatorischen Rezitative...
Taiwan wirkt nicht auf den ersten Blick wie eine Oase der Oper. Doch der Schein trügt: Im vergangenen März, als die meisten Theater weltweit stillgelegt wurden, brachte das Nationale Kaohsiung Zentrum für Kunst und Kultur an der Südwestküste der Insel vier szenische Vorstellungen von Verdis «La traviata» auf die Bühne. Das schlicht-moderne Inszenierungskonzept der...
