Gift für das Klima

Drohgebärden statt Dialog: der Fall Nowosibirsk

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Tannhäuser». Wieder einmal. Das Stück scheint dazu angetan, Befindlichkeiten aller Art zu verletzen. In Bayreuth empörte Sebastian Baumgartens Biogasanlage. An der Rheinoper in Düsseldorf brachte Burkhard C. Kosminski mit plakativen Gaskammer- und Erschießungsszenen das Publikum gegen sich auf; Intendant Christoph Meyer knickte ein und stieg auf konzertante Aufführungen um. Kampagnen gegen Aufführungen, die vermeintlich religiöse Gefühle verletzen – auch das ist im Westen nichts Neues.

Wir erinnern an die Affäre um den abgeschlagenen Mohammed-Kopf in Neuenfels’ «Idomeneo»-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin: Wegen Sicherheitsbedenken nahm die damalige Hausherrin Kirsten Harms die Produktion aus dem Programm. Met-Chef Peter Gelb sagte nach Antisemitismus-Vorwürfen die Kinoübertragung der Adams-Oper «The Death of Klinghoffer» ab.

Was unlängst in Nowosibirsk geschah, ist – im Ansatz – also auch in Amerika oder Westeuropa keineswegs unvorstellbar. Regisseur Timofej Kuljabin hatte in seiner «Tannhäuser»-Deutung eine Messias-Filmfigur auftreten lassen, die im Venusberg in Gesellschaft spärlich bekleideter Damen zu sehen ist. Ein verschnupfter Metropolit zeigte die Verantwortlichen ...

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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Magazin, Seite 81
von Wiebke Roloff

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